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IDS 2023 zeigt Prophylaxe jenseits des Zähneputzens – und auch diesseits

Das Zähneputzen bildet die Basis einer guten Mundpflege, doch sie lässt sich zusätzlich in vielfältiger Weise unterstützen. Die kommende Internationale Dental-Schau (IDS) vom 14. bis 18. März 2023 in Köln bietet dazu als führende Branchenmesse einen umfassenden Überblick.

Während das Zähneputzen nach wie vor als die solide und absolut notwendige Basis der Mundpflege akzeptiert ist, stellt sich doch automatisch die Frage: Was lässt sich darüber hinaus für die Gesundheit von Zähnen und Gingiva unternehmen?

Mundspüllösungen

Unter anderem haben Mundspüllösungen in den vergangenen Monaten eine erhöhte Aufmerksamkeit bekommen. So kamen in einer auf der IDS 2021 vorgestellten Studie Forscher der Université Claude Bernhard Lyon 1 zu dem Schluss, dass eine Mundspülung das Übertragungsrisiko durch Viren reduzieren kann. Sie verminderte die Anzahl der Viren im Mund bereits nach einer einzigen Spülung um 71 % – eine willkommene Unterstützung des Immunsystems bei der Infektions-Abwehr. Zu diesem Zweck könnten grundsätzlich verschiedene antiseptische Mundspüllösungen geeignet sein (z. B. mit den Wirkstoffen Alkohol oder Chlorhexidin). Auf der IDS können sich Besucher einen breiten Überblick über die verfügbaren Produkte und ihre Anwendung auf dem Stand der Wissenschaft verschaffen.
Fluoridlacke
Neben den bewährten Verfahren zur Kariesprophylaxe zeigen sich für spezielle Bereiche innovative Ansätze, so zum Beispiel für die Kieferorthopädie. Das Problem ist bekannt: Im Bereich von Brackets kann die Mundpflege schwierig werden. Eine zusätzliche Unterstützung bieten Fluoridlacke. Im Falle initialer Läsionen lässt sich nach der aktuellen Studienlage eine noch effektivere Wirkung erzielen, wenn man sie in Kombination mit dem Peptid P11-4 anwendet.

Ultraschall-, Schall- und Pulverstrahlgeräte

Die häusliche Mundpflege findet ihre konsequente Ergänzung in professionellen Maßnahmen – supragingival und bei Bedarf subgingival. Hier haben sich maschinelle Verfahren (z. B. Ultraschall-, Schall- und Luft-Pulver-Wasserstrahlgeräte (LPWS)) bewährt, weil sie von Patienten oft als angenehmer empfunden werden als die Instrumentierung mit Handinstrumenten. Bei den LPWS bestehen darüber hinaus Variationsmöglichkeiten, zum Beispiel die Verwendung von Glycinpulver für die Reinigung empfindlicherer Wurzeloberflächen unterhalb des Zahnfleischrandes oder in tiefen, entzündeten Zahnfleischtaschen oder Natriumhydrogenkarbonat für hartnäckige Verfärbungen auf intaktem Schmelz bei starken Rauchern. Neben dem maschinengetriebenen Instrumentarium bleiben Handinstrumente ein gangbarer Weg; bei Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen kann er sogar der einzig gangbare sein.

Ernährung

Eine größere Rolle könnte in Zukunft die Ernährung spielen – und ihre sinnvolle Ergänzung, insbesondere um Probiotika. Die Idee dahinter: Wenn das menschliche Immunsystem unter ungünstigen Umständen, wie etwa „Patient raucht“ und/oder „Patient immunsupprimiert“ und/oder „Patient hat zu viel Stress“ an den Durchtrittsstellen der Zähne schädliche Bakterien nicht mehr am Eindringen in den Körper hindern kann, dann kann man gesundheitsförderliche Bakterien von außen zuführen: Probiotika. Diese probiotischen Stämme (z. B. von Laktobazillen- und Streptokokkenarten, Bifidobakterien sowie die Bierhefe Saccharomyces cervisiae var. boulardii) können dann ein Überhandnehmen der potenziell pathogenen Bakterien (z. B. Porphyromonas gingivalis, Tannerella forsythia, Treponema denticola) verhindern helfen.

Probiotika

Die IDS 2023 bietet auch hierzu Informationen, wie die Mundflora mithilfe von Probiotika in verschiedenen Darreichungsformen im Gleichgewicht gehalten werden kann – ob man die „guten“ Bakterien nun mit einer gezielten Ernährung mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln zuführt (z. B. probiotisch wirksame Lactobacillus reuteri-Stämme). Ziel ist stets eine erfolgssichernde Ergänzung des regelmäßigen Zähneputzens. Bei temporärer Einschränkung einer adäquaten häuslichen Mundpflege (z. B. infolge einer schweren Erkrankung), bei dauerhaft deutlich suboptimaler häuslicher Mundpflege (z. B. „mehr schafft der Patient einfach nicht“) oder bei ständiger, nicht korrigierbarer Entzündungslast (z. B. infolge von Entzündungen auch an vielen anderen Stellen im Körper) profitiert der Patient aber besonders stark. Auch können Probiotika nach professionellen parodontalprophylaktischen Maßnahmen (z. B. „Scaling und root planing“) die Wundheilung signifikant verstärken und die Sondierungstiefen reduzieren.

Für die häusliche und professionelle Prophylaxe

Nach so vielen innovativen Aspekten jenseits des Zähneputzens: Auch diesseits werden Innovationen erwartet, z. B., um für spezielle Patienten auch schwer zugängliche Bereiche dennoch zugänglich zu machen. Eine Strategie besteht hier in Bürstenköpfen mit gezielten Abwinklungen, zum Beispiel exakt im 10-Grad-Winkel.

Entwicklung der Zahnreinigung  

Die häusliche Zahnreinigung sieht auf eine Geschichte von mehreren tausend Jahren zurück. Eine deutliche Steigerung der Effektivität von Zahnbürsten ergab sich in den späten 1930er Jahren mit den, im Vergleich zum bis dahin gebräuchlichen Pferdehaar, effektiveren Nylonborsten. Seit den 1960er Jahren stehen den Menschen auch elektrische Zahnbürsten zur Verfügung. Seit den späten 1980er Jahren erhöhen oszillierende bzw. oszillierend-rotierende Bürstenkopf-Bewegungen die Reinigungs-Effektivität. Heute bieten Schall- und Ultraschallbürsten weitere Alternativen zur Handzahnbürste. Ebenso haben sich die Instrumente zur professionellen Prophylaxe über die letzten Jahrzehnte ausdifferenziert, sodass heute eine breite Palette an Handinstrumenten und maschinellen Verfahren zur Auswahl bereitsteht.

Quelle: IDS