Stifterin ist die wissenschaftliche Initiative „Wrigley Oral Healthcare Program“ mit dem Ziel, die Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland zu verbessern. Am 19. November wurden die Gewinner des Wrigley Prophylaxe Preises 2021 in Göttingen bekannt gegeben.
Der Preis, mit dem eine unabhängige Jury das wissenschaftliche Engagement und soziale Projekte würdigt, die zur Verbesserung der Mundgesundheit in der Bevölkerung beitragen, steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Traditionsgemäß wird er auf der DGZ-Jahrestagung verliehen, die dieses Jahr in Göttingen stattfand.
Die Preisträger im Überblick
Den ersten Preis und 4.000 Euro erhielt die Arbeitsgruppe um Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert von der Universität Basel. Ihrer ersten Pilotstudie zufolge wird interdentale Plaque nach einmaliger Anwendung einer Schallzahnbürste bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen nur unvollständig entfernt.
Den zweiten Platz, dotiert mit 3.000 Euro, belegten Professorin Michelle A. Ommerborn und ihr Team in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Sie stellten einen Test zur Frühdiagnostik von nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus) vor.
Der mit 2.000 Euro dotierte Sonderpreis „Praxis und soziales Engagement“ ging an Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen vom Universitätsklinikum München. In ihrer Studie zeigten sie Wege, wie Erwachsene mit schwerer Behinderung auch ohne Narkose erfolgreich behandelt werden können.
Den einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ (Prämie: 2.000 Euro) erhielt Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Universitätsklinik Erlangen. Seine Arbeiten legen die Grundlage für die Entwicklung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöhlenkarzinoms.
Schallzahnbürsten: Kein Ersatz für die Interdentalraumhygiene
Die Entfernung von Biofilm spielt eine wichtige Rolle für die Prävention von Karies und Parodontalerkrankungen. Die adäquate Reinigung der Zahnzwischenräume mit Hilfsmitteln wie Interdentalraumbürsten kommt jedoch bei den meisten Menschen zu kurz. Neuere In vitro-Studien lassen hoffen, dass verschiedene Schallzahnbürsten eine Biofilmreduktion ohne direkten Borstenkontakt erzielen können.
Ob mit einer Schallzahnbürste Biofilm auch in den schwer zugänglichen Interdentalräumen bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen entfernt werden kann, überprüften Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert und ihr Team aus Wissenschaftlern der Universitäten Basel, Freiburg und Gießen: Prof. Dr. Nadine Schlüter, Sarah Fiedler, Prof. Dr. Carolina Ganß, Dr. Eva Maria Kulik und Prof. Dr. Clemens Walter. In ihrer ersten klinischen Pilotstudie untersuchten sie die interdentale Biofilmreduktion und -zusammensetzung nach dem einmaligen Zähneputzen mit einer aktivierten Schallzahnbürste im Vergleich zu manuellem.
30 parodontal gesunde junge Erwachsene putzten ihre Zähne mit einer Schallzahnbürste ohne Zahnpasta in verschiedenen Putzvarianten: Sie nutzten diese entweder inaktiviert («Aus») oder schallaktiviert («An»), jeweils ohne und mit Putzinstruktion. Vor und nach dem Zähneputzen erhob das Forschungsteam den Approximal Plaque Index (API) und entnahm interdentale Plaqueproben in ausgewählten Interdentalräumen.
Das Ergebnis
Unabhängig von der Putzvariante wurde eine nur unvollständige interdentale Plaquereduktion bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen unter den gegebenen Versuchsbedingungen erzielt. Die Ergebnisse sollten jetzt in einer größeren Population und bei Patienten mit oralen Erkrankungen weiter untersucht werden.
Zahnärzte sollten ihre Patienten weiterhin motivieren und instruieren, die Interdentalräume mit Hilfsmitteln wie Interdentalraumbürsten zu pflegen.
Frühdiagnostik von Schlafbruxismus
Professorin Michelle A. Ommerborn und ihr Team vom Universitätsklinikum Düsseldorf, M. Sc. Nicole Walentek, Dr. Nora Bergmann, Michael Franken und Dr. Andreas Gotter in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,eröffnen mit ihrer Pionierarbeit zum Thema nächtliches Zähneknirschen (Schlafbruxismus) Zahnärzten neue Optionen zur Prävention von Attritionen.
Attritionen, also der durch Zähneknirschen verursachte irreversible Verlust von Zahnhartsubstanz, sind typische Folgeschäden von chronischem Schlafbruxismus. Bislang ist der Goldstandard für eine Früherkennung der Parafunktion das Schlaflabor. Nun wurde ein neues Verfahren zur frühzeitigen Messung von Attritionen in der Praxis entwickelt. In der prämierten klinischen Studie wurde es an 45 Probanden (mit und ohne Bruxismus) getestet. Es besteht aus einer 0,5 mm dünnen diagnostischen Folie, die mittels konventionellem Tiefziehverfahren individuell für die Probanden gefertigt wurde und die sie in fünf aufeinanderfolgenden Nächten trugen. Die Folien wurden digital abfotografiert und der Abrieb mithilfe einer Software ermittelt. Der daraus berechnete Pixel-Score dient als Maß für die nächtliche Knirschaktivität.
Das Verfahren erwies sich als valide, praxistauglich und anwenderfreundlich. Der Pixel-Score lag bei Probanden mit Schlafbruxismus deutlich höher als bei der Kontrollgruppe; den Tragekomfort bewerteten sie positiv. Das neue Verfahren ermöglicht – so die Autoren – die frühzeitige Diagnostik von Schlafbruxismus, bevor Schäden an den Zähnen auftreten. Genutzt werden könnte es in der Präventivzahnmedizin zur Attritionsvorbeugung sowie im Rahmen von klinischen Studien.