WPP Jubiläumsverleihung

Der Wrigley Prophylaxe Preis ist 25!

Der Wrigley Prophylaxe Preis – einer der renommiertesten Preise in der Zahnmedizin – feierte seinen 25. Geburtstag. 10.000 Euro Preisgeld gingen auf dem Wissenschaftstag der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im Rahmen des Vorprogramms zur CONSEURO in der Charité-Zahnklinik Berlin zu gleichen Teilen an zwei Gewinner

Der Wrigley Prophylaxe Preis – einer der renommiertesten Preise in der Zahnmedizin – feierte seinen 25. Geburtstag. 10.000 Euro Preisgeld gingen auf dem Wissenschaftstag der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im Rahmen des Vorprogramms zur CONSEURO in der Charité-Zahnklinik Berlin zu gleichen Teilen an zwei Gewinner. Freuen konnten sich die Arbeitsgruppe um Dr. Dr. Greta Barbe von der Uniklinik Köln mit einem Prophylaxeprogramm für Seniorenheimbewohner, und das Team um Dr. Karim Elhennawy von der Charité Universitätsmedizin Berlin mit einem Vergleich von selektiver und schrittweiser Exkavation bei kariösen Milchmolaren. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ gewannen die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg von der DENTROPIA Kinderzahnarztpraxis in Rottweil. Sie entwickelten ein Praxiskonzept für Kinder mit multipler Karies.

 

Neben Preisträgern und Preisjubiläum wurde am 13. Juni d. J. beim Tag der Wissenschaft der DGZ auch das 30jährige Bestehen des Wrigley Oral Healthcare Program Germany gefeiert. Die Stifterinitiative fördert seit 1989 erfolgreich die Oralprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Der Wrigley Prophylaxe Preis, der mit seiner 25sten jährlichen Verleihung nun bald 80 Preisträger und über 6.000 Seiten wissenschaftliche Ergebnisse zählt, steht unter der Schirmherrschaft der DGZ. Er lenkt den Fokus gezielt auf Bevölkerungsgruppen mit besonderem Risiko für ihre Mundgesundheit und würdigt gesellschaftliches Engagement für ein Leben mit gesunden Zähnen.

 

Lebensqualität in Pflegeheimen: Besser mit Zahnputzhilfe vom Profi

Die Zahl der Senioren, die auf Pflege in Seniorenheimen angewiesen sind, ist hoch und wird aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten massiv ansteigen. Auch um ihre Mundgesundheit – ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität – ist es schlechter bestellt als bei Senioren, die zu Hause leben. Dr. Dr. Greta Barbe und ihre Kolleg*innen vom Universitätsklinikum Köln Hannah Kottmann, Dr. Sonja Derman und Prof. Dr. Michael J. Noack, entwickelten und testeten ein Mundhygieneprogramm, das künftig für eine deutliche Verbesserung sorgen könnte: Zu Beginn erhielten alle Senioren in einem ausgewählten Pflegeheim eine Zahnreinigung von einer zahnmedizinischen Fachkraft, um vergleichbare reinigungsfähige Mundhygieneverhältnisse zu schaffen. Anschließend putzte zahnmedizinisches Fachpersonal alle zwei Wochen den Senioren die Zähne. Die Vergleichsgruppe putzte ohne Hilfe vom Profi. Ergebnis ihrer dreimonatigen Teststudie bei 50 Senioren: Mundhygiene und Mundgesundheit waren bei der Gruppe mit „professioneller Zahnputzhilfe“ signifikant besser, sowohl gegenüber der Situation zu Studienbeginn als auch am Ende gegenüber der Kontrollgruppe ohne die Zahnputzhilfe. „Die Implementierung unserer Methode wäre sicherlich ein Baustein neben vielen anderen nötigen Verbesserungen der Mundhygiene“, so Dr. Barbe. „Dazu gehören neben der gesundheitsökonomischen Betrachtung noch Untersuchungen zur optimal bedarfsorientierten Festlegung der Zahnputzhilfe-Intervalle, zur Qualifikation und Supervision der ausführenden Personen und zu den langfristigen Auswirkungen auf die Mundgesundheit.“ Für ihre Studie erhielt die Gruppe einen mit 5.000 Euro prämierten Wrigley Prophylaxe Preis 2019.

 

Kariöse Milchmolaren: Selektive statt schrittweise Exkavation spart Zeit und Kosten

Ein weiterer mit 5.000 Euro prämierter Wrigley Prophylaxe Preis 2019 ging an das Team um Dr. Karim Elhennawy mit Prof. Dr. Sebastian Paris, Seif Reda, Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann, Dr. Christian Finke und PD Dr. Falk Schwendicke von der Charité Universitätsmedizin Berlin für ihre Vergleichsstudie zur Exkavation tiefer Milchmolarenkaries. Für die Behandlung tiefer kariöser Läsionen in vitalen Zähnen wird statt einer vollständigen heute eine selektive oder schrittweise Exkavation bevorzugt. Bei kariösen Backenzähnen im Milchgebiss stand ein Vergleich dieser beiden Behandlungsmethoden bislang aber noch aus. In ihrer randomisiert-kontrollierten Studie bei 74 Kindern im Alter von drei bis neun Jahren erfassten die Preisträger über anderthalb Jahre die Wirksamkeit, die subjektive Beurteilung durch die Betroffenen und die Kosten der zwei Vorgehensweisen. Ergebnis: Beide Behandlungen waren gleich erfolgreich und wurden subjektiv ähnlich eingeschätzt. Die selektive Exkavation verursachte allerdings deutlich geringere Kosten und war weniger zeitaufwändig. „Unsere Vergleichsstudie liefert kein Argument für die schrittweise Exkavation bei Milchmolaren, was aber angesichts von Kosten- und Zeitaufwand zu ihrer Rechtfertigung nötig wäre“ fasst Dr. Elhennawy zusammen.

 

Sonderpreis: Weg aus der Karies-Falle mit Zahnmedizin PLUS Pädagogik

Die frühkindliche Karies stellt nach wie vor eine der größten Herausforderungen für die Zahnmedizin dar. Die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg behandeln in ihrer Zahnarztpraxis in Rottweil viele kleine Risikopatienten mit multipler Karies. Diese schwere Erkrankung der Milchzähne beeinträchtigt oft die weitere Entwicklung der Kinder erheblich. Bei 102 Kindern unter sechs Jahren, die zu Beginn oft mehrfach unter Intubationsnarkose behandelt werden mussten, erfassten sie den Verlauf in den Folgejahren und entwickelten dabei ihr fünfstufiges Rehabilitationskonzept „Zahnmedizin PLUS Pädagogik“. Ihr Fazit: Die Stabilisierung der Mundgesundheit und eine nachhaltige Rehabilitation der Kinder in ihrem sozialen Umfeld können gelingen, wenn Eltern und Familien gesundheitspädagogisch begleitet und gestärkt werden. Erst dies eröffnet – kombiniert mit kluger zahnmedizinischer Behandlung und Prophylaxe – den Kindern den Weg aus der „Karies-Falle.“ Die erfolgreiche Rehabilitation eines Risikopatienten ermöglicht, im Rahmen des Individualprophylaxe-Angebotes der GKV, die weitere Betreuung als Regelpatient. Die privaten Krankenversicherungen beteiligen sich an Beratung und Coaching für Eltern. Die GKV bietet bisher noch keine Rehabilitations-Leistungen für Risikokinder unter sechs Jahren an – ein Manko, das korrigiert werden sollte, finden die Autorinnen. Für das beispielhafte Praxiskonzept, das sich auch auf andere Patientengruppen, bei denen ein Coaching zur Verhaltensänderung und Mitarbeit notwendig ist, adaptieren lässt, erhielten Frau Kustermann und Frau van Os-Fingberg den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Niedergelassene Praxis und gesellschaftliches Engagement“ 2019.

 

Jury 2019 und Ausblick

Beeindruckt von der Bandbreite und der Qualität der 21 Einreichungen zur Jubiläumspreisverleihung zeigte sich die unabhängige Jury: Prof. Dr. Thomas Attin, Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Hannover, Prof. Dr. Rainer Haak, Leipzig, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Gießen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Bern, der amtierende DGZ-Präsident Prof. Dr. Christian Hannig, Dresden, und Andreas Herforth, Referent zahnärztliche Versorgung bei der Techniker Krankenkasse Hamburg.

 

Angesichts des zweifachen Jubiläums von Preis und Stifterinitiative blickte Sabine Bode vom Wrigley Oral Healthcare Program Germany positiv in die Zukunft: „Erfreulicherweise wächst die Bedeutung der Prophylaxe in Wissenschaft und Praxis seit Jahrzehnten. Wir danken allen Bewerberinnen und Bewerbern über die Jahre herzlich! Auch in Zukunft freuen wir uns darauf, einige derjenigen auszeichnen zu dürfen, deren Engagement und Forschungsdrang dazu beiträgt, bei möglichst vielen Menschen für möglichst viele gesunde Zähne zu sorgen.“