Nur 56 Prozent der Befragten bringen Mundgeruch mit Parodontitis in Verbindung, gleichzeitig glauben 53 Prozent, Zahnschmerzen seien ein Symptom. Fast jeder Fünfte (18 Prozent) kennt weder den Begriff Parodontitis noch Parodontose. Bei den Jüngeren zwischen 18 und 29 Jahren sind es sogar 59 Prozent der Befragten. Das ergab eine repräsentative forsa-Umfrage, bei der im Auftrag der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) 1.001 Personen im Zeitraum vom 18. bis 22. Februar 2022 befragt wurden.
Für den Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, sind die Befragungsergebnisse ein Ansporn, die Aufklärungsarbeit über Parodontitis zu verstärken: „Wenn wir die Parodontitis wirksam bekämpfen wollen, müssen wir weiter aktiv aufklären. Eine Parodontitis ist nicht harmlos – das wissen die meisten Menschen. Und trotzdem bleibt sie oft unerkannt. Denn die Symptome werden zum Teil jahrelang verkannt, zum Teil auch verwechselt. Dabei ist das der erste Schritt hin zur Therapie – je früher, desto besser.“
Deshalb startet die BZÄK eine digitale Aufklärungskampagne, die die Symptome in den Mittelpunkt stellt, zum Beispiel Mundgeruch („Liegt es am Essen oder an Parodontitis?“), um gerade die mittleren Altersgruppen für die Risiken und Symptome einer Parodontitis zu sensibilisieren. Außerdem wurde ein YouTube-Video produziert, das mit Humor Mundgeruch thematisiert. Weitere Kampagnenbausteine sollen im Laufe des Jahres folgen. Kern der Kampagne ist der sogenannte Paro-Check (www.paro-check.de), mit dem man online schnell testen kann, ob ein Verdacht auf Parodontitis besteht. Die Seite informiert außerdem über die Symptome und die konkreten Behandlungsschritte bei einer Parodontitis.
Weitere Zahlen der forsa-Umfrage:
Symptome wie Zahnfleischbluten und freiliegende Zahnhälse werden von 88 bzw. 78 Prozent der Befragten als Parodontitis-Symptome genannt.
Jeder achte (12 Prozent) hält eine Parodontitis für harmlos, aber vier von fünf Deutschen (82 Prozent) wissen, dass eine Parodontitis Auswirkungen auf die gesamte körperliche Gesundheit haben kann.
Immerhin etwa zwei Drittel der Befragten würden bei Symptomen wie Mundgeruch (63 Prozent) und Zahnfleischbluten (69 Prozent) eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt aufsuchen. 40 Prozent allerdings würden lediglich eine weichere Zahnbürste benutzen, 36 Prozent eine spezielle Zahnpasta.
Die 18- bis 29-Jährigen – die ohnehin weniger über Parodontitis wissen – würden bei Zahnfleischbluten in selteneren Fällen zahnärztlichen Rat suchen.
Eine „stille Krankheit“ mit Auswirkungen
Von einer Parodontitis betroffen sind laut Mundgesundheitsstudie DMS V mehr als die Hälfte der Menschen ab 35 Jahren, ab 65 Jahren fast zwei Drittel (65 Prozent), sogar 90 Prozent bei den Hochbetagten. Es ist eine „stille Krankheit“, die oft erst spät entdeckt wird. Zu den häufigen Symptomen gehören Mundgeruch, Zahnfleischbluten, freiliegende Zahnhälse und gelockerte Zähne bis zum Endstadium Zahnverlust.
Eine Parodontitis kann gesundheitliche Auswirkungen auf den ganzen Körper haben und hat Wechselwirkungen mit Krankheiten wie Diabetes mellitus sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber es gibt auch eine positive Nachricht: Eine Parodontitis kann behandelt werden. Zähne können durch eine gezielte Vorsorge und Therapie bis ins hohe Alter erhalten bleiben – ein zahnloser Lebensabend ist also kein unvermeidbares Schicksal.