Autoren: Andreas Zenthöfer, Alexander J. Hassel, Peter Rammelsberg
Konzepte zur Verbesserung
der Mundgesundheit von Senioren in Pflegeheimen – ein Update
Quintessenz für das Praxisteam
Professionelle Zahnreinigungen in Kombination mit individueller Motivierung und Instruktion zur Mundpflege eignen sich zur kurz- und mittelfristigen Verbesserung der Mundgesundheit pflegebedürftiger Senioren. Zahnmedizinische Schulungen des Pflegepersonals können die Mundgesundheit stärker pflegebedürftiger Senioren über einen klinisch relevanten Zeitraum verbessern. Die Implementierung von Ultraschallbädern zur Prothesenreinigung ist ein einfaches und effektives Mittel zur Verbesserung der Prothesenhygiene in Pflegeheimen.
Zusammenfassung
Der vorliegende Artikel gibt einen aktuellen Überblick über die verfügbare Datenlage zur Mundgesundheit pflegebedürftiger Senioren und entsprechende Konzepte zur Verbesserung der Mundgesundheit. Die Mundhygiene und damit längerfristig auch die Mundgesundheit von Senioren in Pflegeheimen – insbesondere bei Demenz – ist oftmals eingeschränkt. Dies hat einerseits negativen Einfluss auf die Kaufunktion und damit die Ernährung, andererseits bestehen Wechselwirkungen mit Allgemeinerkrankungen (Pneumonie, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes). Da die Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen vieler pflegebedürftiger Senioren aufgrund von Immobilität, finanzieller Restriktionen oder Bedeutungsverlust der Mundgesundheit mit zunehmendem Alter abnimmt, gewinnen zahnärztliche Haus- und Heimbesuche an Relevanz. Zudem wurden in letzter Zeit einige praxistaugliche Interventionskonzepte zur Verbesserung der Mundgesundheit dieser Gesellschaftsgruppe hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft. Hauptsächlich wurde der Effekt von professionellen Zahnreinigungen oder Schulungen von Pflegemitarbeitern auf die Mundgesundheit der pflegebedürftigen Senioren untersucht. Da in dieser Population herausnehmbarer Zahnersatz häufig ist, wurde zudem versucht, die Prothesenhygiene mittels manueller, chemischer und/oder physikalischer Reinigungsverfahren zu verbessern. Insgesamt wurden professionelle Zahnreinigungen eher bei leichter pflegebedürftigen Senioren und in Kombination mit individueller Motivierung und Instruktion zur Mundpflege durchgeführt. Auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse kann kurz- bis mittelfristig mit einer dentalen Plaquereduktion von bis zu 60 % gerechnet werden. Auch Personalschulungen können als effektiv bewertet werden. Hier liegt das Verbesserungspotenzial der meist stärker pflegebedürftigen Senioren auch längerfristig gesehen zwischen 15 und 25 %. Zudem scheinen Personalschulungen auch einen positiven Effekt auf die Prothesenhygiene zu haben. Die Implementierung von Ultraschallbädern in Pflegeheimen scheint allerdings die effektivste Maßnahme zur Verbesserung der Prothesenhygiene zu sein. Viele der Interventionskonzepte sind einfach und kostengünstig realisierbar und sollten daher flächendeckend in den Pflegealltag integriert werden. Allerdings sind weitere Studien mit längeren Beobachtungszeiträumen und größeren Stichprobenumfängen als bei bisher verfügbaren Studien erforderlich, um die Erkenntnisse auf einem noch höheren wissenschaftlichen Niveau abzusichern.
Summary
This article gives an update on data of oral health in care dependent older people and presents respective options to improve their oral health conditions. Oral hygiene and therefore, long-term oral health of older people in nursing homes – primarily of those suffering from dementia – frequently deteriorates. This impacts chewing function (nutrition) but also intercorrelates with systemic diseases (pneumonia, cardiovascular diseases, diabetes). Dental (nursing) home visits become relevant with aging due to a decrease in utilization of dental services because of older people’s immobility, oral neglect or financial restrictions. Nowadays, practicable interventions for improvement of oral health in this community have been tested for effectiveness. The main interventions are professional tooth cleaning or dental education of nursing staff. Moreover, attempts to improve denture hygiene (manual, chemical, physical denture cleaning) have been evaluated since older people in nursing homes frequently wear removable dentures. As professional tooth cleaning combined with individual instruction and motivation for oral care was rather tested in more or less independent older people, education for nursing staff was used in more dependent communities. Professional tooth cleaning results in reductions of dental plaque accumulation short- and midterm up to 60%. The improvements of dental hygiene due to implementation of education for nursing staff range between 15 and 25%. Besides positive effects of these education programs on denture hygiene, especially the implementation of ultrasound baths seems to be an adequate measure in improving denture hygiene. Many of these concepts can be easily and cost-effectively implemented in daily care routine. One should keep in mind that further research with longer observation periods and larger samples is desirable to confirm the results on a high level of evidence.