Süße Getränke – böse Folgen

Der überhöhte Konsum zuckerhaltiger Getränke fördert nachweislich die Entstehung von Krankheiten wie Adipositas und Typ-2-Diabetes - laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind sie sogar deren wesentliche Ursache. Sie sind aber ebenso eine Gefahr für die Zahngesundheit, verursachen Karies und Erosionsschäden. Pro Kopf und Jahr werden allein in Deutschland knapp 6 kg Zucker „getrunken“ und 35 kg verzehrt (s. auch prophylaxe impuls 4/2017).

Schätzungen zufolge führt Adipositas in Deutschland zu direkten und indirekten Kosten von 63 Milliarden Euro jährlich, aufgrund von Diabetes zu 35 Milliarden (1). Die Kosten aufgrund von Karies werden auf 17,2 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (2).

Nachdem ab 6. April d. J. in Großbritannien eine Steuer auf stark gezuckerte Getränke erhoben wird und diese Maßnahme einige Getränkehersteller veranlasst hat, den Zuckeranteil zu reduzieren (Abb. 1a, b), fordern Verbraucherschützer und Mediziner auch für Deutschland wieder nachhaltig die Einführung einer Steuer auf zuckerhaltige Getränke. Die britische Softdrink-Abgabe beträgt 18 Pence (20 Cent) pro Liter, wenn das Getränk 5 g oder mehr Zucker pro 100 ml enthält. Ab 8 g Zucker steigt sie auf 28 Pence (32 Cent). Auch in Ländern wie Irland, Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Mexiko, Südafrika und Frankreich wird bereits eine Zuckersteuer erhoben.

Laut Verbraucherschutzorganisation foodwatch zeigt die sogenannte Zuckersteuer in Großbritannien bereits Wirkung: Führende Getränkeunternehmen, kleinere Getränkehersteller, Handelskonzerne und ein Nahrungsmittelkonzern hätten seit Ankündigung der Herstellerabgabe im März 2016 den Zuckergehalt etlicher Produkte deutlich gesenkt, berichtete die Verbraucherorganisation foodwatch anlässlich einer Pressekonferenz Anfang April d. J. in Berlin.

Der Coca-Cola-Report

Foodwatch kritisierte darin insbesondere die Marketing- und Lobbymaßnahmen von Coca Cola als unverantwortlich.

Der Weltmarktführer für Zuckergetränke nehme mit millionenschweren Marketingkampagnen im Internet und im Fernsehen bewusst Kinder und Jugendliche als Zielgruppe ins Visier und trage damit eine entscheidende Mitverantwortung für die Epidemie ernährungsbedingter Erkrankungen. Das zeige der 108-seitige Coca-Cola-Report (Abb. 2), den die Verbraucherorganisation zur Pressekonferenz vorstellte. Foodwatch forderte Coca Cola darin auf, sein an Kinder und Jugendliche gerichtetes Marketing zu stoppen und beispielsweise nicht länger junge Youtube- und Instagram-Stars („Influencer“) für Werbezwecke einzuspannen.

In Großbritannien reagieren Hersteller auf Zuckersteuer

Der britische Marktführer Coca Cola hat den Zuckergehalt seiner Getränke Fanta (s. Abb. 1b) und Sprite unter die 5-g-Marke gesenkt (Fanta von 6,9 g auf 4,6 g und Sprite von 6,6 g auf 3,3 g). In Deutschland enthalten Fanta und Sprite aktuell jedoch noch immer mehr als 9 g Zucker. Auch bei Britvic, dem Branchenzweiten in Großbritannien, enthalten nun 94 % der Markenprodukte weniger als 5 g Zucker je 100 Milliliter. Diese Zucker-Reduzierung gilt ebenso für den Hersteller Lucozade Ribena Suntory. Darüber hinaus hat der Nahrungsmittelkonzern Nestlé angekündigt, dass drei seiner San Pellegrino-Limonaden ab April 2018 ebenfalls weniger als 5 g Zucker je 100 Milliliter enthalten werden. In Deutschland enthalten die gleichen San Pellegrino-Produkte jedoch zwischen 9,7 und 11,8 g Zucker je 100 Milliliter.

Foodwatch kritisiert ebenfalls, dass viele britische Hersteller den Zucker in ihren Getränken durch Süßstoffe ersetzt haben. Rezepturänderungen sollten darauf abzielen, nicht nur den Gehalt von Zucker, sondern den Süßgeschmack insgesamt zu verringern, um der allgemeinen Süßgewöhnung bei Kindern und Jugendlichen entgegen zu wirken, fordert die Verbraucherorganisation in einer Stellungnahme.

Wasser ist das beste Getränk, um Durst zu löschen

Anlässlich einer Marktstudie zum Zuckergehalt von Erfrischungsgetränken, die von foodwatch 2016 vorgestellt wurde (s. prophylaxe impuls 4/2016), betonte Prof. Dr. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Witten/Herdecke und 1. Vorsitzender der Aktion Zahnfreundlich e. V. bereits in einem Interview: „Natürlich ist es von vornherein besser, man trinkt Wasser, weil es einfach das beste Getränk ist, um den Durst zu löschen. Aber wenn man gern etwas Süßes trinken möchte, dann lieber mit Süßstoff als mit Zucker.“ Süßstoffe seien aus zahnmedizinischer Sicht nicht kritisch zu bewerten, weil sie keine Karies verursachen. „Süßstoff ist einfach nur ein Substitut für Menschen, die nicht auf süß verzichten können.“

Dass auch Süßstoffe zu einer Gewichtszunahme führen, sei nicht der Fall, betont Prof. Zimmer und verweist auf eine Studie aus dem International Journal of Obesity (3), die gezeigt hat, dass man durch den Einsatz von Süßstoff statt Zucker seine Energieaufnahme reduzieren kann und tatsächlich auch einen reduzierenden Einfluss auf das Körpergewicht hat. „Also statt Zucker auf jeden Fall lieber Süßstoff oder ein Zuckeraustauschstoff, wie etwa Isomalt oder Sorbit.“