E-Scooter sind aus dem Straßenbild der Großstädte in Deutschland nicht mehr wegzudenken, entsprechend geschieht auch ein Großteil der Unfälle mit den auch E-Roller genannten Elektrokleinstfahrzeugen in urbanen Zentren. Im Jahr 2022 wurden 64,9 Prozent der E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden in Städten mit mindestens 100 000 Einwohner:innen registriert, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am 10. Mai d. J. mit.
Bei Unfällen mit Pedelecs (28,8 Prozent) oder Fahrrädern ohne Hilfsmotor (44 Prozent) war der Anteil deutlich geringer. Gut zwei von fünf E-Scooter-Unfällen mit Personenschaden (41,4 Prozent) spielten sich in Städten mit mindestens einer halben Million Einwohner:innen ab. Bei Unfällen mit Pedelecs waren es nur 11,7 Prozent, bei Fahrrädern ohne Motor 25,9 Prozent.
Unfälle mit Personenschaden
Insgesamt registrierte die Polizei im Jahr 2022 in Deutschland 8.260 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden – das waren 49 Prozent mehr als im Jahr zuvor (5.535 Unfälle). Dabei kamen insgesamt elf Menschen ums Leben; 2021 waren es noch fünf Todesopfer. 1.234 Menschen wurden 2022 schwer verletzt und 7.651 leicht.
Mehr als 80 Prozent der Verunglückten waren selbst mit dem E-Scooter unterwegs, darunter auch zehn der elf Todesopfer. Die meisten E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden gab es in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (2.312) und Bayern (1.119), die wenigsten in Mecklenburg-Vorpommern (66) und Thüringen (42).
Nicht enthalten sind Unfälle, die durch unachtsam abgestellte E-Scooter verursacht werden. In manchen Städten ist das Abstellen mittlerweile nur noch auf Sammelparkplätzen erlaubt.
Häufigste Ursachen: Falsche Nutzung der Fahrbahn und Alkohol
Unfälle können nicht immer auf einen einzigen Grund zurückgeführt werden. Insgesamt registrierte die Polizei bei E-Scooter-Fahrer:innen, die in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt waren, in 8.497 Fällen Fehlverhalten. Der häufigste Vorwurf war mit einem Anteil von 18,6 Prozent die falsche Benutzung der Fahrbahn oder der Gehwege. Die E-Scooter-Nutzenden müssen, so weit vorhanden, Fahrradwege oder Schutzstreifen nutzen. Ansonsten sollen sie auf Fahrbahnen oder Seitenstreifen ausweichen, das Fahren auf Gehwegen ist verboten.
Vergleichsweise häufig legte die Polizei den E-Scooter-Fahrer:innen das Fahren unter Alkoholeinfluss zur Last (18 Prozent). Zum Vergleich: Im selben Zeitraum waren es bei Fahrradfahrenden 8,2 Prozent und bei zulassungsfreien Krafträdern wie Mofas, S-Pedelecs und Kleinkrafträdern 7,8 Prozent. Nicht angepasste Geschwindigkeit war der dritthäufigste Vorwurf an E-Scooter-Fahrer:innen (7,2 Prozent).
Verunglückte E-Scooter-Fahrende waren vergleichsweise jung
Verunglückte E-Scooter-Fahrende gibt es in allen Altersgruppen, die meisten sind jedoch eher jünger: Im Jahr 2022 waren 80,7 Prozent von ihnen jünger als 45 Jahre, 40,2 Prozent waren jünger als 25 Jahre. Dagegen gehörten nur 3,3 Prozent der E-Scooter-Nutzenden, die in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt waren, zur Altersgruppe 65plus.
Zum Vergleich: Bei den Unfallopfern, die mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs waren, war der Anteil in dieser Altersgruppe mit 19,9 Prozent deutlich höher. Gleichzeitig war nur die Hälfte (48,6 Prozent) von ihnen jünger als 45 Jahre, nur 23,9 Prozent waren nicht älter als 25 Jahre.
Ein Drittel der E-Scooter-Unfälle waren Zusammenstöße mit Pkw
Von den 8.260 E-Scooter-Unfällen mit Personenschaden im Jahr 2022 waren 2.994 (36,2 Prozent) Alleinunfälle – das heißt, es gab keinen Unfallgegner. Fünf der zehn getöteten E-Scooter-Fahrenden kamen bei Alleinunfällen ums Leben. 41,9 Prozent aller verletzten E-Scooter-Fahrenden waren auf Alleinunfälle zurückzuführen.
An mehr als der Hälfte (5.266) der E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden war ein/e zweite/r Verkehrsteilnehmende:r beteiligt, meist waren dies Autofahrende (3.230 Unfälle). Gut ein Drittel (37,2 Prozent) der verunglückten E-Scooter-Nutzenden verletzte sich bei eben solchen Zusammenstößen mit Pkw.
Zum Vergleich: An 216 E-Scooter-Unfällen waren Radfahrende beteiligt, bei diesen Zusammenstößen verletzten sich aber nur 4,5 Prozent der verunglückten E-Scooter-Fahrenden.
Anteil an Unfällen mit Personenschaden gestiegen
Insgesamt spielen E-Scooter im Unfallgeschehen eine vergleichsweise geringe Rolle: 2022 registrierte die Polizei insgesamt 288.000 Unfälle mit Personenschaden, lediglich an 2,9 Prozent waren E-Scooter-Fahrende beteiligt. 2021 war der Anteil mit 2,1 % noch etwas geringer.
Deutlich wird der Unterschied im Vergleich zu Fahrradunfällen: Im Jahr 2022 hat die Polizei deutschlandweit rund 97.000 Unfälle mit Personenschaden registriert, an denen Fahrradfahrer:innen beteiligt waren, das war ein Drittel (33,7 %) aller Unfälle mit Personenschaden. 470 Fahrradfahrer:innen kamen dabei ums Leben, 15.925 wurden schwer verletzt, 81.269 leicht.
Hintergrund
E-Scooter sind erst seit Inkrafttreten der Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge am 15. Juni 2019 zum Straßenverkehr in Deutschland zugelassen. Elektrokleinstfahrzeuge sind Kraftfahrzeuge und somit versicherungspflichtig. Die Nutzer:innen müssen, so weit vorhanden, Fahrradwege oder Schutzstreifen nutzen.
Ansonsten sollen sie auf Fahrbahnen oder Seitenstreifen ausweichen, die Nutzung der Gehwege ist verboten. Einen Führerschein brauchen die Fahrer:innen von E-Scootern nicht, sie müssen aber mindestens 14 Jahre alt sein. In Bezug auf Alkohol gilt die allgemein übliche 0,5-Promille-Grenze. Unter 21-Jährige und Führerschein-Neulinge dürfen sich keinerlei Alkoholkonsum erlauben, wenn sie E-Scooter fahren wollen.