Nach dem „Glücksatlas 2019“ der Deutschen Post, der Anfang November 2019 zum neunten Mal veröffentlicht wurde, verbesserte sich damit das Ergebnis von 7,05 Punkten aus dem Jahr 2018 um 0,09 Punkte. Das ostdeutsche Glücksniveau stieg sogar um 0,11 Punkte auf das Allzeithoch von 7,0 Punkten. Das ist der höchste Wert, der jemals seit dem Mauerfall vor 30 Jahren gemessen wurde.
Der Glücksabstand zwischen West- und Ostdeutschland verringerte sich weiter auf aktuell 0,17 Punkte. Für den Report wurden Daten des sozio-ökonomischen Panels einer großen Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und aktuelle eigene Erhebungen einer Freiburger Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen mit insgesamt 2.000 Personen ausgewertet.
An der Spitze des regionalen „Glücksrankings“ steht unangefochten Schleswig-Holstein; das Schlusslicht bildet erneut Brandenburg. „Zum Spitzenwert in der Zufriedenheit tragen die anhaltend gute Beschäftigungslage und die positive Entwicklung der Haushaltseinkommen bei sowie eine solide Robustheit der Bevölkerung gegenüber medialen Schlechtwettermeldungen“, so Studienleiter Raffelhüschen von der Universität Freiburg.
Glücksranking der Regionen
Schleswig-Holstein steht bereits seit 2013 durchgehend an der Spitze. Mit 7,44 Punkten liegt die Lebenszufriedenheit hier genauso hoch wie im Vorjahr. Platz zwei belegt erstmals Hessen, wo die Lebenszufriedenheit im Vergleich zu 2018 um 0,04 Punkte auf aktuell 7,31 Punkte anstieg. Hamburg (7,27) verliert einen Rang und landet auf Platz drei, dicht gefolgt von Franken, das minimal zulegen konnte (7,27).
Das Mittelfeld bilden westdeutsche Regionen, mit geringem Abstand voneinander. Bayern-Süd belegt aktuell Platz fünf und legte von 7,22 auf 7,26 Punkte zu. Bemerkenswert ist die schwache Platzierung von Niedersachsen/Nordsee, das nur noch auf 7,18 Punkte kommt und auf Rang elf (zuvor Rang neun) absteigt.
Abstand zwischen Ost und West
Blickt man auf die Zufriedenheit in einzelnen Bereichen, verringert sich der Unterschied zwischen Ost und West nicht überall. Ihre Wohnsituation bewerteten die Westdeutschen 1990 noch mit 7,7 Punkten, während die Bewertungen im Osten mit 7,0 Punkten deutlich darunter lagen. In den folgenden Jahren schmolz der Abstand hier zwar von 0,7 auf 0,2 Punkte zusammen.
Der Unterschied in der Zufriedenheit mit der Familiensituation hat sich seit 2006 hingegen vergrößert. So sind die in Westdeutschland lebenden Menschen im Durchschnitt um 0,35 Punkte zufriedener als die in Ostdeutschland. 2006 betrug die Differenz nur 0,2 Punkte.
Sonderteil: Geschlechterdiversität und -gleichberechtigung
Neben den regionalen Unterschieden bei der Lebenszufriedenheit fragt der Glücksatlas in seinem diesjährigen Sonderteil, inwieweit Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt bei der Arbeit in Deutschland bereits gelebt werden und in welchem Maß sich diese Vielfalt auf die Zufriedenheit mit der Arbeit auswirkt.
Wichtigste Erkenntnisse der Befragung von insgesamt 2.000 Deutschen zwischen 18 und 65 Jahren, die durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos durchgeführt wurde, sind: Das Arbeiten in diversen Teams wirkt sich für zwei Drittel der Beschäftigten positiv auf die eigene Arbeitszufriedenheit aus. Dies sehen Männer und Frauen im gleichen Maße so. Die Vorteile werden zudem in einem „besseren Arbeitsklima“ (42 %) und in „mehr Kreativität“ (31 %) gesehen.
In Unternehmen, die dem Thema Geschlechtergerechtigkeit aufgeschlossen gegenüberstehen, arbeiten nachweislich zufriedenere Mitarbeiter. Familienfreundliche Angebote der Arbeitgeber leisten ebenfalls einen Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit und stärken zudem die Arbeitszufriedenheit. 22 % der Beschäftigten, bei denen am Arbeitsplatz mindestens eine familienfreundliche Leistung angeboten wird, sind mit ihrem Arbeitsleben sehr zufrieden. Bei denen, die keine Auswahl haben, sind es nur 15 %.
Obwohl 45 % der arbeitenden Deutschen konkrete Aktivitäten ihrer Unternehmen für mehr Gleichstellung wahrnehmen und diese auch begrüßen, sehen sie gleichzeitig immer noch genderspezifische Benachteiligungen. So meinen 25 % der Frauen, aber nur 16 % der Männer, sie hätten schlechtere Aufstiegschancen als die Kollegen des jeweils anderen Geschlechts.
Insgesamt denken 59 % der Frauen und 45 % der Männer, dass in unserer Gesellschaft mehr für die Gleichstellung von Frauen und Männern getan werden muss. Denn Maßnahmen der Arbeitgeber zur Geschlechtergerechtigkeit erhöhen die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten und das wiederum wirkt sich positiv für Unternehmen aus.