Ausgezeichnete Gruppenprophylaxe

Praxisnah, wissenschaftlich fundiert, bundesweit umsetzbar und nachweislich erfolgreich, das sind die Kriterien, nach denen Konzepte und Projekte mit dem Präventionspreis von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP GABA ausgezeichnet werden. Im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages 2017 in Frankfurt/M. ehrten die Initiatoren am 10. November insgesamt drei Projekte, die mit innovativen und interdisziplinären Ansätzen die Gruppenprophylaxe fördern, den Präventionsgedanken erweitern und Präventionslücken schließen.

Der Präventionspreis ist mit einem Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro dotiert und Teil der 2015 gegründeten gemeinsamen „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ von BZÄK und CP GABA.

Die Preisträger

Die Urkunde für den 1. Preis nahm die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege (LAGZ) Rheinland-Pfalz e. V., vertreten durch Sanitätsrat Dr. Helmut Stein und Katrin Becker, M.A., in Empfang. In ihrem interdisziplinären Präventionsnetzwerk arbeitet die LAGZ gemeinsam mit zahlreichen Partnern wie Hebammen, Erziehern, Lehrern und Eltern „Hand in Hand für gesunde Kinderzähne“. Zu den Maßnahmen des Präventionsnetzwerkes gehören u. a. Fortbildungsprogramme und Schulungen für Multiplikatoren, vielfältige Informationsmaterialien und die Kooperation mit 1.300 Paten- und Schulzahnärzten.

Der 2. Platz ging an die Gruppenprophylaxe „Gemeinsam für gesunde Kinderzähne im Land Brandenburg“. Bettina Bels vom Büro der zahnärztlichen Gruppenprophylaxe im Land Brandenburg sowie Dr. Gudrun Rojas (s. auch pi 1/2017 S. 26 ff.) und Bettina Suchan vom Beirat für Zahngesundheit der Landeszahnärztekammer Brandenburg nahmen die Auszeichnung entgegen. Durch die Einbindung der interdisziplinär ausgerichteten Gruppenprophylaxe in landesweite und kommunale Gesundheitsstrategien hat sich über das „Bündnis Gesund Aufwachsen“ ein fachübergreifendes Netzwerk entwickelt, das durch Zielorientierung geleitet wird. Maßnahmen wie die „Zahnärztlichen Prophylaxe-Pässe“ für Mutter & Kind, für Vorschul- und Schulkinder, das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ und die Kontinuität der flächendeckenden Gruppenprophylaxe haben zur Verbesserung der Mund- und damit der Kindergesundheit geführt. (Ein wissenschaftlicher Beitrag zu diesem Thema ist für pi 3/2018 in Vorbereitung.)

„Gruppenprophylaxe in Wohneinrichtungen für Erwachsene mit Behinderung“ unter fachlicher Leitung von Dr. Imke Kaschke belegte den 3. Platz in der Auswahl der Juroren. Die Zahnärztekammer Berlin und das Berliner Hilfswerk Zahnmedizin e. V. fördern damit gemeinsam die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe in Wohneinrichtungen für Erwachsene mit Behinderung. Aktuell sind elf zahnmedizinische Teams in 67 Wohneinrichtungen im Einsatz, um die Bewohner vor Ort gemeinsam mit ihren Betreuern durch Zahnputzübungen, Mundhygieneberatung und professionelle Fluoridierungsmaßnahmen praktisch zu unterstützen (s. auch pi 1/2016 S. 6 ff.).

Schwerpunktthema Gruppenprophylaxe

Die Durchführung der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe ist eine per Gesetz festgelegte Präventionsmaßnahme, die vorrangig in Kitas und Schulen, d. h. in der Lebenswelt der Kinder, durchzuführen ist.

Mit Entwicklung verlässlicher Strukturen hat sich diese aufsuchende präventive Betreuung zum reichweitenstärksten Präventions- und Gesundheitsförderungsange - bot für Kinder und Jugendliche etabliert. Gruppenprophylaxe wirkt sozialkompen - satorisch und leistet einen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit. Grup- penprophylaktische Maßnahmen sind interdisziplinär ausgerichtet. Das sozialspezifische Inanspruchnahmeverhalten prä - ventiver Leistungen wird durch diese niedrigschwellige Betreuung ausgeglichen. Auch Kinder in besonderen Lebenslagen und Kinder mit Migrationshintergrund, die oft eine hohe Karieslast tragen, sind einbezogen. Sie profitieren ebenfalls vom dargestellten Trend der Verbesserung der Mundgesundheit durch Kariesrückgang, der im Milchgebiss allerdings geringer ausfällt als im bleibenden Gebiss.

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