Lesen Sie unsere fachlich fundierten Artikel zur zahnmedizinischen Forschung in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins!
Autoren: Peter Schmidt, Ellen Zobel, Rebecca Otto
Die Betreuung von Säuglingen und ihren jungen Eltern ist für die Zahnarztpraxis durch die zahnärztlichen Verweise im gelben U-Heft stärker in den Fokus gerückt. Ein standardisiertes, jedoch gleichsam an die individuellen Gegebenheiten niedergelassener Praxen angepasstes Konzept kann aufkommende Herausforderungen meistern. Eine Modellidee kann die sogenannte „Kleinkindsprechstunde“ sein. Diese umfasst eine standardisierte etwa dreißigminütige Beratung mit Inspektion der Mundhöhle, der Demonstration der Zahnpflege im Sinne der KAI-Systematik am Kleinkind und Empfehlungen für die individuell angepassten Recall-Intervalle für Nachuntersuchungen. Weiterhin wird durch minimale Anpassungen der Praxisräumlichkeiten mit Krabbeldecken, Spielbögen und weichen Kuscheltieren eine kleinkindgerechte und familienfreundliche Atmosphäre geschaffen. Somit bietet die Etablierung einer „Kleinkindsprechstunde“ eine einfache und für das ganze Team umsetzbare Möglichkeit im Sinne der frühzeitigen Kariesprävention, die Bedürfnisse dieser speziellen Patientengruppe aufzunehmen und darauf einzugehen. Denn es ist bekannt, dass es für jede Altersgruppe der Gesellschaft eigener Präventionsansätze bedarf.
Summary
In Germany, contractual dental care for infants up to the age of six years has been sustainably supported since September 2016. The introduction of references to the dental examination in the yellow children‘s examinations booklet from the U5 onwards actively entrusts parents, pediatricians and dentists with the topic of oral health in infancy (1). So far, there is a lack of recommendations to dental practitioners, how
to deal with the „new” or increasingly presenting patient group „baby” including the young parents. The present article describes a conceptional approach to handle infants in the dental practice and to offer caries prevention in infancy. The concept includes a standardized approximately thirty-minute consultation with oral cavity inspection, demonstration of dental care for the infant and recommendations for appropriate recall sessions. Based on data from these recall sessions only about 4.1% of
children acquired new carious lesions during the study period. To the authors’ best knowledge, no comparable studies are available from private dental offices. However, a study of the University of Jena has shown that early first contact with the dentist can contribute to caries prevention (2). There was a 22.2% lower caries prevalence rate than in the comparison group who did not participate in the prevention program. These positive results of the practical implementation of an early contact with infants, for example in the form of the concept idea of a „toddler consultation”, illustrate their usefulness. To further improve the currently limited scientific evidence, other supra-regional examinations should be carried out with a longer observation period.
Zusammenfassung
Die vertragszahnärztliche Vorsorge für Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr wird seit September 2016 nachhaltig gefördert. Die Einführung von Verweisen zur zahnärztlichen Untersuchung im gelben Kinderuntersuchungsheft ab der U5 nimmt Eltern, Pädiater und Zahnärzte aktiv in die Verantwortung, das Thema Mundgesundheit im Säuglingsalter anzugehen (1). Bislang fehlt es niedergelassenen Zahnärzten an Empfehlungen, wie mit der „neuen“ oder zumindest verstärkt aufsuchenden Patientengruppe „Säugling“ einschließlich der jungen Eltern umzugehen ist. Der vorliegende Artikel bietet den Lesern einen konzeptionellen Ansatz zum Umgang mit Kleinkindern in der Zahnarztpraxis und zur Kariesprävention im Säuglingsalter. Das Konzept einer sog. „Kleinkindsprechstunde“ umfasst eine standardisierte etwa dreißigminütige Beratung mit Inspektion der Mundhöhle, der Demonstration der Zahnpflege im Sinne der KAI-Systematik am Kleinkind und Empfehlungen für die individuell angepassten Recall-Intervalle für Nachuntersuchungen. Anhand von Daten dieser Nachuntersuchungen ist festzustellen, dass nur ca. 4,1 % der Kinder im Untersuchungszeitraum neue kariöse Läsionen erwarben. Aus dem Niederlassungssektor sind dem Autorenteam keine weiteren vergleichbaren Studienansätze bekannt. Jedoch hat auch eine Studie der Universität Jena gezeigt, dass ein frühzeitiger Erstkontakt mit dem Zahnarzt zur Kariesprävention beitragen kann (2). Dort zeigte sich eine 22,2 % niedrigere Kariesprävalenzrate als in der Vergleichsgruppe, die nicht am Präventionsprogramm teilgenommen hatte. Diese Ergebnisse der praktischen Umsetzung einer frühzeitigen Kontaktaufnahme zum Zahnarzt von Kleinstkindern, beispielsweise in Form der genannten Konzeptidee einer sog. „Kleinkindsprechstunde“ verdeutlichen deren Nutzen im Niederlassungssektor. Um die aktuell noch begrenzten Erkenntnisse wissenschaftlich weiter zu untermauern, sollten andere überregionale Untersuchungen mit einem längeren Beobachtungszeitraum durchgeführt werden.