Wie die Ergebnisse der Begleituntersuchungen zeigen, haben zwar fast 80 % der 12-jährigen Sechstklässler kariesfreie bleibende Gebisse und ist Deutschland in dieser Altersklasse gemeinsam mit Dänemark „Zahngesundheits-Weltmeister“. Gleichzeitig weist die Studie aber auch auf, dass Karies an Milchzähnen noch zu weit verbreitet ist, einen Teil der Kinder in ihrer gesunden Entwicklung belastet und eine Herausforderung für die Prophylaxe bleibt.
Erstmalig 3-jährige Kindergartenkinder
Im Auftrag der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) ermittelte ein zahnmedizinisches Team um den Greifswalder Kinderzahnheilkundler Prof. Dr. Christian Splieth den Gesundheitsstatus von drei Altersgruppen aus zehn Bundesländern: bei 12-jährigen Schülerinnen und Schülern in sechsten Klassen, bei 6- bis 7-Jährigen der ersten Klasse und erstma- lig auch bei den 3-jährigen Kindergartenkindern. Als Maßeinheit zur Beurteilung der Mundgesundheit wurde der sogenannte dmft-/ DMFT-Index (mit kleinen Buchstaben als Maßzahl für Milchzähne) herangezogen, der die durchschnittliche Anzahl der kariösen, fehlenden und gefüllten Zähne abbildet.
Die Studie ergab für die untersuchten 12-Jährigen einen DMFT-Wert von 0,44. Außerdem wiesen 78,8% der Kinder in dieser Altersgruppe naturgesunde Gebisse auf. Beide Werte, die besten, die jemals in Deutschland erreicht wurden, verweisen auf hervorragende Präventionserfolge im bleibenden Gebiss der Kinder.
Bei den 6- bis 7-jährigen Schulanfängern, in deren Münder sich noch hauptsächlich Milchzähne befinden, beträgt der dmft-Wert dagegen 1,73. In dieser Altersgruppe wiesen lediglich 53,8 % der Kinder naturgesunde Gebisse auf. Hier zeigt sich im Bundesdurchschnitt nur eine marginale Veränderung gegenüber den im Jahre 2010 bei der letzten DAJ-Studie erhobenen Werten (53,9 %), für einige Bundesländer auch eine geringfügige Verschlechterung. Somit tragen die 6- bis 7-Jährigen im Vergleich zu den 12-Jährigen nach wie vor eine höhere Karieslast.
Die erstmalige Erfassung der 3-Jährigen im Rahmen der epidemiologischen Begleituntersuchungen ergab für diese Altersgruppe einen dmft-Wert von 0,48. Außerdem sind 13,7 % der 3-Jährigen in Kitas bereits von Karies betroffen; 86,3 % haben naturgesunde Gebisse. Diese für Deutschland repräsentativen Daten untermauern, was sich aufgrund bisheriger regionaler Studien und klinischer Erfahrungen bereits andeutete: Ein Teil der Milchzahnkaries entsteht sehr früh. Eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Kindern leidet unter starkem Kariesbefall (3,57 dmft), der nur sehr schwer und nicht selten in Narkose zu sanieren ist, während die meisten Altersgenossen gesunde Milchzähne haben. Dies zeigt, dass bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine soziale Polarisation der Karies zu verzeichnen ist.
Tägliches Zähneputzen im Kita-Alltag notwendig
Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, betonte: „Die aktuellen Daten belegen, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten alle Kinder in Deutschland vom Kariesrückgang massiv profitiert haben. Auch in dem Drittel der Kinder mit den schlechtesten Karieswerten ist prozentual und auf den langen Zeitraum gesehen ein ähnlich hoher Rückgang der Karieslast zu verzeichnen wie für die Gesamtgruppe. Unsere Studie zeigt aber auch, dass es eine Polarisation der Karieslast bei den 3- und 12-Jährigen gibt und die DAJ hier besonders gefordert ist.“
Die neu gewonnenen Erkenntnisse sollen in den kommenden Monaten für weitere Möglichkeiten der Prävention ausgewertet werden. Eines jedoch habe sich bereits jetzt gezeigt: Die Umsetzung der 2016 veröffentlichten „Erweiterten DAJ-Empfehlungen zur Prävention frühkindlicher Karies“, die Handlungsempfehlungen für Kindertagesstätten und das Elternhaus enthalten, sei ein Schritt in die richtige Richtung und müsse weiter forciert werden. Dazu gehöre an erster Stelle das tägliche Zähneputzen im Kita-Alltag.