Die neuen Empfehlungen befassen sich jedoch nicht nur mit der Grunderkrankung, sondern auch mit Folgeproblemen wie Karies und Hypersensibilität.
Für die Aktualisierung der Empfehlungen rund um die sogenannten „Kreidezähne“ bereitete ein Team aus Experten zwei detaillierte systematische Reviews, basierend auf der existierenden und für das Thema relevanten Literatur, vor. Anschließend wurde das aktualisierte Dokument mit dem Titel „Best clinical practice guidance for clinicians dealing with children presenting with molar-incisor-hypomineralisation (MIH): an updated European Academy of Paediatric Dentistry policy document“ im Konsensverfahren erstellt.
Früherkennung essenziell
Die Expert*innen betonen in den aktualisierten Empfehlungen, dass eine Früherkennung von an MIH erkrankten Zähnen essenziell ist. Diese würden zudem häufig von Hypersensibilität betroffen sein, somit könne es passieren, dass Kinder Mundhygienemaßnahmen vermeiden. Daher sollten ihnen und den betreuenden Personen eine verbesserte Mundhygieneeinweisung sowie Ernährungsempfehlungen zur Verfügung gestellt und deren Umsetzung vorangetrieben werden.
Frühe Kariesprophylaxe bei MIH wichtig
Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, MME, Leiterin des Fachbereichs Kinderzahnheilkunde an der Universitätszahnklinik Wien und MIH-Expertin , ist Hauptautorin einer Studie, die im Zuge der Aktualisierung des Dokuments überprüft wurde.
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Über das Update rund um die verfügbare MIH-Studienlage ist sie sehr erfreut. „Gerade in den letzten Jahren ist die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation sehr in den Fokus der Kinderzahnmedizin gerückt. So wurde die Erkrankung beispielsweise in der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie 2016 oder auch im Barmer Zahnreport 2021 aufgegriffen. In den neuen Empfehlungen wird nun die Bedeutung von sekundären Problemen wie Karies und Hypersensibilität hervorgehoben und auf die Wichtigkeit einer frühen Kariesprophylaxe hingewiesen, da die betroffenen Zähne einem höheren Kariesrisiko ausgesetzt sind (1, 2). Die Prophylaxe kann zum Beispiel mit Duraphat® Fluoridierungslack alle drei bis sechs Monate erfolgen. Weitere Produkte zur Intensivfluoridierung werden in den Empfehlungen nicht erwähnt. Regionale Produkte wie etwa elmex® gelée bzw. elmex® Zahngel enthalten allerdings hochkonzentriertes Aminfluorid und senken nachweislich das Kariesrisiko signifikant im Vergleich zu alleinigem täglichen Zähneputzen (3). Daher eignen sie sich für bestimmte Patientengruppen wie u. a. Kinder mit MIH, deren Zähne besonders gefährdet sind, Karies zu entwickeln.“
Hypersensibilität führt oft zu schlechterer Mundhygiene
Zur Hypersensibilität führt Prof. Bekes aus: „Erstmals wurde zu diesem wichtigen Thema die wissenschaftliche Evidenz zusammengefasst, denn Schmerzen beim Zähneputzen führen häufig zu schlechterer Mundhygiene und sekundär zu Karies. Im Abschnitt, Management of hypersensitivity and remineralisation‘ bewerten die Autoren u. a. 8 Prozent Arginin plus Calciumcarbonat als mögliche Behandlung der Symptome von Hypersensibilität. Diese PRO-ARGIN-Technologie konnte in einer von uns durchgeführten klinischen Studie die Hypersensibilität an 56 untersuchten Molaren über acht Wochen signifikant verringern“ (4).
Quelle: GABA
Literaturverzeichnis:
1. Jeremias F, de Souza JF, Silva CMC, Cordeiro RCL, Zuanon ACC, Santos-Pinto L. Dental caries experience and molar-incisor hypomineralization. Acta Odontol Scand. 2013a;71(3-4):870-6.
2. Bullio Fragelli CM, Jeremias F, Feltrin de Souza J, Paschoal MA, de Cássia Loiola Cordeiro R, Santos-Pinto L. Longitudinal evaluation of the structural integrity of teeth affected by molar incisor hypomineralisation. Caries Res. 2015;49(4):378-83.
3. Madléna M, et al. elmex® gelée vs. Placebo Gel, beide Gruppen in Kombination mit elmex® KARIESSCHUTZ Zahnpasta. Caries Res. 2002;36:142-6.
4. Bekes et al. Efficacy of desensitizing products containing 8 % arginine and calcium carbonate for hypersensitivity relief in MIH-affected molars: an 8-week clinical study. Clin Oral Invest. 2017;21:2311-7.