Gut 61 % der Bevölkerung in Deutschland sind inzwischen vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft (Stand: 03.09.2021). Doch manche Bürger*innen sind verunsichert – schließlich mehrten sich in den vergangenen Wochen Meldungen über sogenannte Impfdurchbrüche: Gemeint sind Menschen, die trotz Impfung an COVID-19 erkranken. Sind die Vakzine nutzlos? Ein Faktencheck.
Eine 100%ige-Sicherheit gibt es im Leben fast nie. Das gilt auch für Impfstoffe. Und doch kommen die Vakzine gegen das Coronavirus ziemlich nah dran. Folgendes Beispiel: Der mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer besitzt eine Wirksamkeit von etwa 95 % gegen eine ursprüngliche Variante von SARS-CoV-2. Das bedeutet: Unter vollständig Geimpften ist die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung um 95 % niedriger als bei Ungeimpften. Das bedeutet aber auch:
Eine Erkrankung ist auch nach Impfung nicht ausgeschlossen
Als „wahrscheinlichen Impfdurchbruch“ bezeichnet das Robert Koch-Institut (RKI) eine „SARS-CoV-2-Infektion (mit klinischer Symptomatik), die bei einer vollständig geimpften Person mittels PCR oder Erregerisolierung diagnostiziert wurde.“ Seit Anfang Februar 2021 hat das RKI 974.341 symptomatische COVID-19-Fälle (bei Personen ab 12 Jahren) gezählt; 13.360 davon wurden als Impfdurchbrüche identifiziert – sie machen aktuell 1,4 % aus (RKI, Stand: 19.08.2021).
Warum gibt es Impfdurchbrüche?
Dass Impfdurchbrüche auftreten, ist nicht überraschend – und hat mehrere Gründe:
- Zum einen werden sie durch ein schwaches Immunsystem begünstigt: Das betrifft zum Beispiel ältere Personen – ihr Immunsystem reagiert dadurch weniger effizient auf eine Impfung.
- Zum anderen ist noch nicht bekannt, wie lange der Schutz nach einer vollständigen Impfung anhält bzw. wie schnell er nachlässt. Studien untersuchen das momentan.
- Außerdem verändert sich SARS-CoV-2, wie die bereits kursierenden Mutationen zeigen. Sie können Einfluss auf die Wirksamkeit der Vakzine haben. Daten aus Großbritannien zeigen aber, dass die verwendeten Impfstoffe auch gegen die aktuell vorherrschende Delta-Variante einen guten Schutz bieten. Trotzdem haben alle Herstellerfirmen „inzwischen angepasste Impfstoffe in der klinischen Entwicklung“, so das RKI.
Impfungen gegen COVID-19 verhindern viele Sterbefälle.
Letztlich ist der offensichtlichste Grund für das Auftreten von Impfdurchbrüchen die Existenz von Impfstoffen. Denn solange niemand geimpft ist, kann es keine Impfdurchbrüche geben – logisch. Allein aus einer Aussage wie „Der Anteil der Geimpften in den Krankenhäusern steigt“ lässt sich daher nichts über den Nutzen der Impfstoffe ableiten. Im Zweifel zeigt das erst nur: Die Impfkampagne schreitet voran. „Stellen wir uns ein hypothetisches Szenario vor, in dem 100 % der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Dann wären auch 100 % der Menschen […], die mit COVID im Krankenhaus liegen, vollständig geimpft“. So bringt es Dr. Jamie Hartmann-Boyce von der Universität Oxford auf der Plattform „The Conversation“ auf den Punkt.
Impfungen: Hohe Wirksamkeit
Insgesamt gesehen reduzieren Impfungen die Wahrscheinlichkeit für Erkrankung (inkl. „Long-COVID“), Krankenhaus und Tod drastisch. Das RKI geht – auf Basis einer mathematischen Modellierung – übrigens für Gesamtdeutschland davon aus, dass Corona-Impfungen allein von Januar bis Juli 2021 „bisher geschätzt 706.000 Meldefälle, 76.600 stationäre und etwa 19.600 intensiv-medizinische Fälle sowie mehr als 38.300 Sterbefälle verhindert“ haben. Besonders profitierten ältere Menschen ab 60 Jahren.
COVID-19: Impfungen schützen
Wie gesagt: Faktoren wie Virusmutationen können die Effektivität der Vakzine beeinflussen. Aber: „Durch einen Vergleich des Anteils vollständig Geimpfter unter COVID-19-Fällen mit dem Anteil vollständig Geimpfter in der Bevölkerung ist es möglich, die Wirksamkeit der Impfung grob abzuschätzen“, sagt das RKI. Sie liegt demnach für den Zeitraum von Februar bis Mitte August in der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen bei circa 88 %; unter den Älteren beträgt sie 87 % (s. RKI).
Hinzu kommt: „Untersuchungen von Ausbrüchen in Senior:innen-Heimen haben gezeigt, dass in der Regel geimpfte Personen nur leichte Symptome der COVID-19-Erkrankung aufwiesen oder häufig gänzlich symptomlos blieben“, berichtet das RKI. „Hier wiesen nur positive Labortests auf eine mögliche Infektion hin. […] Sie beweisen bei fehlenden Symptomen die gute Wirksamkeit der Impfung unter Personen, die häufig besonders schwer erkranken würden.“
Fazit: Es gibt kein wirksameres Instrument gegen die Erkrankung und die schweren Folgen von COVID-19 als die Impfung. Und: Sie ist der einzige Garant dafür, dass die Pandemie langfristig eingedämmt werden kann. Fehlinterpretationen, ob wissentlich oder unwissentlich verbreitet, unterhöhlen das Vertrauen in diese Maßnahme – und führen dadurch indirekt zu mehr Ansteckungen, zu mehr schweren Verläufen und auch zu mehr Todesfällen.