Damit Medikamente gut wirken können, müssen sie korrekt eingenommen werden: die richtige Medizin, zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge. Leider gelingt das nicht immer. Vor allem ältere Menschen berichten häufig über Probleme bei der Einnahme.
Die jüngsten Ergebnisse der ABLYMED-Studie (1) bestätigen das. „Insgesamt konnten nach eigenen Angaben rund 55 %, also über die Hälfte der Patient:innen, ihre Medikamente nicht verschreibungsgemäß einnehmen“, so Dr. Janine Gronewold, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für vaskuläre Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen.
Häufigste Probleme bei Tropfen
Die Forschenden haben dazu 100 Patient:innnen im Alter zwischen 70 und 101 Jahren befragt. Die häufigsten Probleme bei der Handhabung traten hauptsächlich bei der Einnahme von Tropfen (43 %), dem Herausdrücken von Tabletten aus Verpackungen (37 %) und der Dosierung von Augentropfen (33 %) auf.
„Diese Daten decken sich mit unseren Ergebnissen aus vorangegangenen Untersuchungen. Hier konnten bei Videoanalysen ganz ähnliche Probleme beobachtet werden“, so Anneke Lügering, Doktorandin am Institut für Allgemeinmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf:
„Die gute Nachricht ist, dass diesen Schwierigkeiten durch einen angepassten Medikationsplan und eine entsprechende Schulung und Beratung entgegengewirkt werden kann“, so die beiden Hauptautorinnen, die ihre Ergebnisse kürzlich im „Deutschen Ärzteblatt International“ (1) veröffentlicht haben.
Es fehlte das neue Rezept
Die Studienteilnehmer:innen berichteten auch über zwei weitere alterstypische Probleme bei der Medikamenteneinnahme. Rund 11 % gaben an, dass ihnen manchmal Medikamente ausgehen, weil sie nicht frühzeitig bei ihren behandelnden Ärzt:innen um ein neues Rezept gebeten haben.
Immerhin 2 % erklärten, dass sie gelegentlich Medikamente verwechselten. Die beschriebenen Probleme ergeben sich zum einen aus der Vielzahl der verordneten Medikamente und zum anderen aus einer eingeschränkten Sicht und Feinmotorik.
Mit den behandelnden Ärzt:innen sprechen
„Uns war es vor allem wichtig, herauszufinden, wie häufig solche Probleme bei der Medikamenteneinnahme auftauchen und wie zuverlässig ältere Menschen ihre Einnahmefehler selbst erkennen können“, so die Autor:innen der Studie.
Sie empfehlen deshalb Senior:innen, ihre behandelnden Ärzt:innen darauf anzusprechen. Denn oft lassen sich unkomplizierte Lösungen finden, indem beispielsweise die Darreichungsform verändert wird und Tabletten statt der schwieriger zu dosierenden Tropfen eingenommen werden.
„Es kann auch sinnvoll sein, die Pillendose für einige Tage oder eine ganze Woche im Voraus zu befüllen. Das beugt Verwechslungen vor und lässt außerdem etwas Spielraum, um sich rechtzeitig ein neues Rezept ausstellen zu lassen.“
Hier finden Sie das Literaturverzeichnis.