Fluorideirtes Speisesalz

Fluorid – Die richtige Dosis des Zahnschutzes aus dem Salz

Die Anwendung von Fluorid ist heutzutage eine wichtige Prophylaxemaßnahme zum Kariesschutz. Fluoridhaltige Zahnpasta, fluoridiertes Speisesalz und Co. dürfen also zum Wohle der Mundgesundheit nicht fehlen.

Fluorid ist ein Salz der Fluorwasserstoffsäure. Dass es auch in menschlichen Zähnen vorkommt, haben die Forscher Morozzo und Morichini bereits 1802 entdeckt. Knapp 50 Jahre später folgte die Beobachtung, dass fluoridhaltiger Schmelz säureresistenter ist, sodass schon 1874 die Zufuhr über Fluoridtabletten zur Kariesprophylaxe empfohlen wurde [1]. Heute bestätigen über 300 internationale klinische Studien die Wirksamkeit von Fluorid hinsichtlich der Kariesvorbeugung – dabei gilt es stets, die Balance zwischen zu viel und zu wenig zu kontrollieren.

Es ist jedoch wichtig – insbesondere bei Kindern – alle Fluoridquellen im Blick zu haben: Bis zum zehnten Lebensjahr gilt eine empfohlene Höchstmenge von 1,1 mg Fluorid. Für Erwachsene ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine tägliche Zufuhr von 3,1-3,8 mg Fluorid angemessen. Doch die Menschen hierzulande liegen mit einer durchschnittlichen täglichen Fluoridzufuhr von circa 0,4-0,6 mg weit darunter [2].

Fluoridvorkommen in der Nahrung

Neben den typischen Zahnpflegeprodukten kommen Fluoride auch natürlicherweise in Lebensmitteln vor, relevante Fluoridquellen sind etwa Mineralwasser, Jodsalz mit Fluorid und Folsäure, grüner und schwarzer Tee sowie Seefisch und andere Meerestiere. Mit der Aufnahme über die Nahrung decken Menschen in Deutschland jedoch gerade einmal 15-20 Prozent des für den Zahnschutz notwendigen Fluoridbedarfs [2]. Die Hauptzufuhr findet dabei über Trinkwasser statt. In der EU sowie in den meisten Regionen Deutschlands liegt die Fluoridkonzentration im Leitungswasser unter 0,3 mg Fluorid/l. Für Mineralwasser gibt es europaweit einen Grenzwert von 5 mg/l. Teetrinker dürften höhere Werte aufweisen, da ein Liter schwarzer oder grüner Tee im Durchschnitt 1-2 mg Fluorid liefert [1,2].

Fluoridiertes Speisesalz

Da die empfohlenen Aufnahmemengen in der Regel nicht erreicht werden, kommen in Deutschland ergänzende Fluoridierungsmaßnahmen zum Einsatz: Eine Möglichkeit stellen Fluoridtabletten dar. Außerdem empfiehlt die DGE seit 1992 eine Anreicherung des Speisesalzes mit Fluorid [1] – heutzutage sind 310 ppm handelsüblich. Seit 2006 ist die Verwendung auch in der S2k-Leitline Fluoridierungsmaßnahmen aufgenommen [3]. Die karieshemmende Wirkung von fluoridiertem Speisesalz ist in zahlreichen epidemiologischen Studien belegt und somit eine nachweislich wirksame Basisprophylaxe [4, 5]. Das Fluorid wirkt dabei vor allem lokal an der Zahnoberfläche und schützt so den Zahnschmelz. Auch nach 30 bis 120 Minuten ist die Fluoridkonzentration im Speichel noch erhöht. Übersteigt der Fluoridgehalt im Trinkwasser jedoch 0,7 mg/l sollte auf das Salz verzichtet werden [6].

Bedenken gegenüber Fluorid

Häufig sind Bedenken schlicht auf eine Verwechslung mit dem hochgiftigen Halogen Fluor zurückzuführen. Befürchtungen von möglichen neurotoxischen Effekten aufgrund einer Überdosierung von Fluorid sind bei bestimmungsgemäßer Anwendung unbegründet. Eine groß angelegte Untersuchung des Leibniz-Instituts an der TU Dortmund, in der Studien zur Neurotoxizität von Fluorid analysiert wurden, kommt zu dem Schluss: „Auf Basis der untersuchten Studien besteht bei der aktuellen Fluoridexposition in Europa kein Anlass zur Besorgnis [7]. Auch Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Fluoridzufuhr während der Schwangerschaft und einer verminderten Intelligenz des Kindes aufzeigen, sind kritisch zu betrachten. Diese Schlussfolgerung wurde aufgrund einer erhöhten Fluoridkonzentration im Urin als Folge der systemischen Fluoridzufuhr getroffen. Da in Deutschland jedoch die für Schwangere empfohlenen Fluoridierungsmaßnahmen allesamt lokal sind, kann eine Beziehung zwischen der Fluoridierung und dem IQ des Kindes nicht geschlussfolgert werden [8].

Fluoroserisiko durch Überdosierung

Über 300.000 Untersuchungen belegen, dass von Fluoriden bei korrekter Anwendung kein gesundheitliches Risiko ausgeht [9]. Alles in allem ist die Gefahr einer Überdosierung bei Erwachsenen in der Regel sehr gering. Nutzen Kinder jedoch beispielsweise gleichzeitig fluoridierte Zahnpasten, Speisesalz und Fluoridtabletten, kann sich während der Schmelzbildung eine Fluorose bilden. Die weißen Flecken sind zumeist harmlos und werden eher als ästhetisches Problem wahrgenommen.

Quelle: Informationsstelle für Kariesprophylaxe

 

Literaturverzeichnis:

1. KZBV. Zahnschutz durch Fluoride. Online abrufbar: https://www.kzbv.de/zahnschutz-durch-fluoride.63.de.html

2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr: Fluorid. 1. Ausgabe 2015.

3. Hellwig E, Schiffner U, Schulte AG. S2k-Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe. 2013. Online abrufbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/083-001l_S2k_Fluoridierungsma%C3%9Fnahmen_zur_Kariesprophylaxe_2013-01-abgelaufen.pdf

4. Jordan RA, Schulte AG, Bockelbrink AC, Puetz S, Naumova E, Warn LG, Zimmer S. Caries-preventive effect of salt fluoridation in preschool children in the Gambia: A prospective, controlled, interventional study. Caries Res. 2018;51(6):596-604.

5. Lima CV et al. Fluoride increase in saliva and dental b due to a meal prepared with fluoridated water or salt: A crossover clinical study. Caries Res. 2019;53(1):41-8.

6. Berg B, Cremer M, Flothkötter M et al. Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Monatsschr Kinderheilkd 2021 · 169 https://doi.org/10.1007/s00112-021-01167-zc BLE 2021 / www.gesund-ins-leben.de 2021.

7. Guth S, Hüser S, Roth A. et al. Toxicity of fluoride: critical evaluation of evidence for human developmental neurotoxicity in epidemiological studies, animal experiments and in vitro analyses. Arch Toxicol. 2020;94:1375-415.

8. Zimmer S, Brockstedt M. Stellungnahme zur ELEMENT-Fluorid-Studie: Welche Bedeutung hat das Studienergebnis für Deutschland? 2018. Online abrufbar unter: https://www.kariesvorbeugung.de/kariesprophylaxe-aktuell/stellungnahme-zur-element-fluorid-studie-welche-bedeutung-hat-das-studienergebnis-fuer-deutschland/

9. BZÄK. Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta ist sicher und schützt wirksam vor Karies. Januar 2018. Aktualisiert September 2021.