Epigenetik

Ausgabe 04/18: Epigenetik bei Paradontitispatienten

Lesen Sie unsere fachlich fundierten Artikel zur zahnmedizinischen Forschung in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins!

Autoren: Katrin Meyer, Georg Gaßmann, Dirk Ziebolz, Jana Schmidt, Gerhard Schmalz

Die potenzielle Rolle der Epigenetik in der Krankheitsaufklärung und Ernährungsberatung von Parodontitispatienten

Quintessenz für das Praxisteam

Die Ernährungsaufklärung und -beratung in zahnmedizinischem Kontext zielen seit jeher mit mehr oder weniger großem Erfolg auf die Empfehlung einer vitamin-, ballaststoff- und abwechslungsreichen Kost ab. Die neue Erkenntnis, dass über die Ernährungsweise Einfluss auf die genetische Steuerung der Zellreaktivität genommen werden kann, macht neugierig. Der Forschungszweig der Epigenetik setzt sich u. a. mit genau dieser Fragestellung auseinander, auf welche Weise Stoffe, die der Mensch zu sich nimmt, positiven oder negativen Einfluss darauf haben können, ob Gene „an-„ oder „abgeschaltet“ werden und damit Einfluss auf Gesundheit und Krankheitsverläufe genommen werden kann. Für das Praxisteam kann neues Wissen um diese Zusammenhänge frischen Wind in das Thema der diätetischen Aufklärung und Beratung von Parodontitispatienten bringen.

Zusammenfassung

Parodontitis als weit verbreitete, chronischentzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates hat seine Ursache im Wechselspiel zwischen dem Biofilm und der Wirtsantwort. Neben der mechanischen Zerstörung des Biofilms gehören die Hygieneinstruktion und Ernährungsberatung mit in das therapeutische Spektrum der Behandlungsstrategie. Die Epigenetik setzt sich damit auseinander, durch welche Stoffe und auf welche Weise positive oder negative Einflüsse auf das genetische Expressionsmuster von Zellen ausgeübt werden. Ziel dieses Artikels ist es, seinen Lesern einen Einstieg in diese Thematik zu ermöglichen und neue Begeisterung für das Thema Ernährungsberatung in der Parodontitistherapie zu wecken.

In Form eines narrativen Reviews werden Informationen über relevante Aspekte vermittelt. So spannt sich der Bogen vom Biotop Mundhöhle über den Aufbau der DNA weiter zur Epigenetik und ihrer Bedeutung in der bakteriologischen Ursache der Parodontitis schließlich bis hin zu den Möglichkeiten, über die Ernährung Einfluss auf epigenetisch gesteuerte Aktivierungen und Deaktivierungen von Genen und damit deren Expression zu nehmen.

Im Fazit zeigt sich, dass epigenetische Prozesse in der Entstehung und der Progression der Parodontitis eine Rolle spielen und dass sich über die Ernährungslenkung zusätzlich zum Biofilmmanagement bessere klinische Ergebnisse erwarten lassen als mit der alleinigen mechanischen Therapie. Es gibt erste Hinweise darauf, dass die Verbesserung der klinischen Ergebnisse bei zusätzlicher Ernährungslenkung auch auf epigenetisch gesteuerten Prozessen beruht.

Summary

Periodontitis is a wide spread, chronic, inflammatory disease of the tooth supporting tissues. The etiopathology is directed by the mutual interplay of the biofilm on the one hand and the host response on the other hand. The therapy strategy comprises mechanical biofilm disruption, hygiene instruction and nutrition education. Epigenetics deals with the subject how different substrates may lead to positive or negative cellular gene expression patterns. It is the aim of this article to render an entrance to this subject matter to the reader and thus to arouse new enthusiasm for nutrition education within periodontitis therapy.

This narrative review renders information on the aspects relevant in this context, which is to be seen in the oral cavity as a biotope, the DNA structure, epigenetics and its relevance in the bacterial cause of periodontitis and finally the nutrition influence on epigenetically regulated gene activation and inactivation and thus gene expression.

In conclusion epigenetic processes have been shown to be relevant in the cause of periodontitis etiopathology and progression and that nutrition guidance in addition to biofilm management leads to clinical results superior to those achieved due to mechanical treatment alone. There is first evidence for better clinical results to be seen due to additional nutrition guidance based on epigenetically directed processes.