Prämierte Projekte für Kitas, herzkranke Kinder und Hebammen
1. Platz: „Aktion Mäusezähnchen“ fördert Prophylaxe bei den Kleinsten
Um die Gruppenprophylaxe für unter Dreijährige in Kitas und der Tagespflege zu fördern, entwickelten Dr. Uwe Niekusch, Dr. Abdul-Razak Bissar und Sibylle Wilczek vom Zahnärztlichen Dienst in Heidelberg das Programm „Aktion Mäusezähnchen“. Dafür erhielten sie den ersten Platz und 5.000 Euro.
Das Programm richtet sich sowohl an u3-Kinder als auch an deren Betreuungspersonen wie Erzieher und Eltern. Es bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit einer Zertifizierung und ist in allen „u3“-Betreuungsstellen ohne größeren Mehraufwand anwendbar. Es ist modular aufgebaut und enthält Infomaterialien und Schulungsimpulse u. a. zur täglichen Zahnreinigung und zu zahngesunder Ernährung. Ebenso Arbeitshilfen, die das Trinken aus dem Becher fördern oder das Abgewöhnen von Schnuller und Daumenlutschen unterstützen.
Flexibel und offen für alle
Gleichzeitig bietet das Programm den Einrichtungen einen gewissen Grad an Flexibilität und Selbstbestimmung, was die Akzeptanz und Motivation für das Projekt bei den Erziehenden fördert. Geplant ist, dass nicht nur Kitas, sondern auch Arbeitsgemeinschaften bzw. Arbeitskreise für Zahngesundheit Materialien, Ideen, Erfahrungen und Vorschläge in einen Sammelpool einbringen können, der allen Beteiligten zur Verfügung steht.
„Dieses offene und partnerschaftliche Konzept hat uns überzeugt“, erklärte Jurymitglied Professorin Annette Wiegand, Universität Göttingen. „Es motiviert zur Mitarbeit und erleichtert Kitas den Einstieg in die Gruppenprophylaxe für die Allerkleinsten, die bislang zu kurz kam. Zudem unterstützt das Projekt die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen und bildet eine gute Grundlage für bestehende Projekte der Gruppenprophylaxe für über Dreijährige.“
Weitere Infos unter: https://agz-rnk.de/category/baby/maeusezaehnchen
2. Platz: Unterricht zur Mundgesundheit für angehende Hebammen
Hebammen spielen eine Schlüsselrolle für Schwangere und junge Eltern. Um sie bereits in der Ausbildung für die Präventionsberatung zu qualifizieren, gehört das Fach „Mundgesundheit für Mutter und Kind“ seit 2019 bundesweit an allen Ausbildungsstätten für Hebammen zum Angebot. Das Unterrichtskonzept wurde federführend von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ) in Bonn in Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband und mehreren Landesarbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege erarbeitet. Dafür vergab die Jury den zweiten, mit 3.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis an Bettina Berg von der DAJ und ihr Team: Gabriele Dyckmans, Heike Eicher, Ursula Günster-Schöning, Jana Lill, Diana Müller, Dr. Annette Muschler, Ute Petrus, Sibylle Bausback-Schomakers, Petra Völkner-Stetefeld, und PD Dr. Yvonne Wagner.
Prävention während der Schwangerschaft
Das Konzept vermittelt in vier bis sechs Schulstunden die wichtigsten Aspekte zur zahnmedizinischen Prävention für die Zeit der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Dabei stehen zwei Kernbotschaften im Fokus: Erstens, dass die werdende Mutter effektiv für ihre eigene Zahngesundheit sorgen kann und sollte, und zweitens, dass frühkindliche Karies vermeidbar ist. Hier ist Aufklärung dringend notwendig, denn die Nuckelflasche mit zuckerhaltigen Getränken ist nach wie vor häufiger Auslöser einer frühkindlichen Karies.
3. Platz: App verbessert Mundgesundheit bei Risikogruppen
Manche vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Deutschland haben eine schlechtere Mundgesundheit als die Mehrheitsbevölkerung. Sie wissen oft nicht, wo sie sich informieren können und was sie tun sollen, um die Situation zu verbessern. Eine neue App soll helfen, die mangelnde Mundgesundheitskompetenz zu verbessern – ein innovativer Prophylaxe-Ansatz, den die Jury mit dem dritten Platz beim Wrigley Prophylaxe Preis und 2.000 Euro prämierte. Die Auszeichnung ging an Privatdozentin Dr. Ghazal Aarabi und Dr. Christopher Kofahl sowie deren Team vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Kultur- und migrationsspezifisch
Die App berücksichtigt kultur- und migrationsspezifische Besonderheiten, ist in verschiedenen Sprachen verfügbar und enthält mehr als 350 Aufklärungselemente, u. a. zu Mundhygiene, Ernährung, Fluorid, oralen Erkrankungen oder zum deutschen Gesundheitssystem. Die Inhalte werden spielerisch via Multiple-Choice-Quiz und interaktiven Videos vermittelt. Wie effektiv die App ist, wird derzeit in einer randomisiert-kontrollierten Interventionsstudie untersucht. Erste Daten sind positiv.
Sonderpreis: Kariesprophylaxe für Kinder mit Herzfehlern
Für Kinder mit angeborenem Herzfehler ist eine gute Mundgesundheit besonders wichtig. Denn bei einem kariesfreien Milchgebiss sinkt lebenslang das bei einigen Herzfehlern erhöhte Risiko einer Endokarditis. Ursache sind oft Bakterien aus dem Mund- und Rachenraum. Eine Beratung zur Mundhygiene erfolgt bei den regelmäßigen Kontrollterminen in der Kinderkardiologie. Trotzdem werden in der Zahnklinik regelmäßig Kinder mit Herzfehlern vorgestellt, die frühkindliche Karies mit teils ruinösem Zahnstatus haben.
Um die Kariesprophylaxe bei diesen Risikopatienten zu optimieren, haben Dr. Louise Holtmann, Dr. Antje Geiken, Merle Gerstner, Jutta Conradi und Dr. Katy Rinne, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, ein Kooperationsprojekt gestartet. Für ihr Engagement erhielten sie den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung“.
Sprechstunde und Lehrplan
Bei dem Projekt ziehen zwei Fachkliniken an einem Strang: Kommen die Kinder zu den Kontrollterminen in die Klinik für angeborene Herzerkrankungen und Kinderkardiologie, werden sie bei Bedarf in die Zahnklinik überwiesen, die eigens eine Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit Herzfehlern eingerichtet hat. Diese bietet eine engmaschige Prophylaxe und individuelle Betreuung.
Ein zweites Ziel des Projekts war es, die Versorgung dieser Risikopatienten im Lehrplan des Zahnmedizinstudiums zu verankern. Im siebten Semester sind Hospitationstage in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde vorgesehen.
Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2022:
(von links) Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Bettina Berg (2. Platz, Bonn), Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), PD Dr. Ghazal Aarabi (3. Platz, Hamburg), Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Louise Holtmann (Sonderpreis, Kiel), Dr. Christian Rath (Jury, Darmstadt), Sibylle Wilczek (Gewinnergruppe 1. Platz, Heidelberg), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern), Janina Werner (Wrigley Oral Healthcare Program, Unterhaching), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig)