Schulung des Personals wichtig
Sehr gute Erfahrung haben wir damit gemacht, unsere Mitarbeitenden immer wieder zu konkreten Themen wie Mülltrennung, Entsorgung, Recycling oder Hygiene zu schulen. Denn durch die ständige Weiterentwicklung von Behandlungsmöglichkeiten, mit Materialien und Geräten, ist es nicht einfach, immer auf dem neuesten Wissensstand bei der Umsetzung zu sein.
Durch Auszubildende oder neue Team-Kolleg:innen mit unterschiedlichem Wissensstand kann es u. U. kurzfristig zu einer erhöhten Fehlerquote kommen, da sie praxisinterne Abläufe (auch Nachhaltigkeitsmaßnahmen) noch nicht optimal kennen. Das gilt aber ebenso für das zahnmedizinische Fachwissen.
Ein schlecht vorbereitetes Behandlungszimmer bringt einen erhöhten Handschuhverbrauch mit sich, da beim wiederholten Verlassen des Behandlungszimmers, um Material und Instrumentarium zu holen, die Handschuhe wieder ausgezogen werden müssen. Mangelndes Hygienewissen in Bezug auf richtige Dosierung kann den Verbrauch von Reinigungsmittel und Material erhöhen.
Besonders viel lässt sich auch durch eine optimierte Materialwirtschaft erreichen. Deshalb wird die digitale Warenwirtschaft eines unserer nächsten Ziele sein. Wir können damit kurzfristigen Einzelbestellungen vorbeugen, die aufgrund nicht eingetragener Produktentnahmen zustande kommen.
So lassen sich noch mehr Verpackungsmaterial und CO2-Emissionen für die Anlieferung vermeiden. Und wir gehen auf Nummer sicher, dass immer alle Materialien ausreichend vorhanden sind und keine Behandlungen spontan verschoben werden müssen.
Nachhaltige zahnmedizinische Produkte
Wie im Privatbereich sind echte nachhaltige Produkte für die Zahnarztpraxis nicht immer leicht zu erkennen. Handelt es sich um reines Greenwashing oder sind die Materialien tatsächlich „grün“? Bei dieser Frage sollte man nicht nur das Produkt an sich und seine Inhaltsstoffe betrachten, sondern muss sich auch die dazugehörigen Produktionswege, Verarbeitung, Aufbereitungs- bzw. Entsorgungsmöglichkeiten anschauen.
Manche Hersteller versuchen, den Absatz ihrer Produkte mit grünen Versprechen anzukurbeln. Bei genauerer Betrachtung lösen sich diese Versprechen leider jedoch häufig in Luft auf. Hier können zertifizierte Bio-Siegel und andere Labels dabei helfen, den Unterschied zu erkennen. Denn diese Siegel sind durch klare Mindeststandards gekennzeichnet.
Vermeiden lässt sich aber auch hier eine Eigenrecherche oft nicht.
Patienten reagieren positiv auf mehr Nachhaltigkeit
Auf Seiten der Patient:innen steigt das Bewusstsein für die nachhaltige Zahnmedizin an. Immer mehr Menschen achten genau darauf, wie und mit welchen Produkten sie behandelt werden und möchten gerne über möglicherweise schädliche Inhaltsstoffe informiert werden.
Aus diesem Grund nimmt bei uns in der Praxis die Nachfrage nach alternativen Behandlungsmethoden, wie z. B. Laser und der biologischen Prophylaxe, immer mehr zu. Besonders toll finden unsere Patient:innen die Tipps zu nachhaltigen Mundpflegeprodukten und deren Umverpackung. Diese bestehen aus Materialien wie Bambus, Biokunststoff (nachwachsenden Rohstoffen), Papier oder Recyclingplastik.
Die Patient:innen sprechen uns auch auf das in der Praxis aufgestellte Umweltsiegel (Initiative DIE GRÜNE PRAXIS [Abb. 2]) an, das uns durch eine Nachhaltigkeitszertifizierung verliehen worden ist. Viele von ihnen finden es toll, dass wir uns als Praxis engagieren. Umso leichter ist es für uns, Neuerungen einzuführen.
Gerade die Umstellung von Servietten auf Handtücher, der wiederaufbereitbare Becher (Abb. 3), das Mitbringen der eigenen Zahnputzutensilien oder das Bereitstellen von Einmal-Bambuszahnbürsten (Abb. 4) wurde von unseren Patient:innen sehr positiv registriert und angenommen.
Behandlungs- oder Planungsbesprechungen werden in unserer Praxis in einem separaten Beratungszimmer in gemütlicher Atmosphäre durchgeführt, sodass auch hier evtl. bereitgelegte Materialien wie Instrumente, Becher oder Servietten eingespart werden können.
Darf man Nachhaltigkeit als Werbemittel nutzen?
Ich bin der Meinung: „Tue Gutes und sprich darüber!“ Warum sollten wir nicht unser Engagement offen zeigen und betonen? Wir investieren schließlich Zeit und Geld in die entsprechenden Maßnahmen und übernehmen Verantwortung für unseren Planeten.
Damit zu werben ist aus meiner Sicht absolut legitim, vor allem dann, wenn es noch mehr Menschen zum Umdenken anregt. Schließlich können wir als „Grüne Praxis“ auch ein Vorbild sein und natürlich auch Ansporn für andere Kolleg:innen. Gerade für Neugründungspraxen ist es interessant, sich durch ein gezieltes Nachhaltigkeitskonzept von Mitbewerber:innen abzuheben und sich klar zu positionieren.
Nachhaltigkeit ist so unterschiedlich wie jede Praxis selbst. Die jeweiligen Maßnahmen müssen individuell zu den Praxisgegebenheiten passen und können nicht immer standardisiert werden. Jede Praxis bringt schließlich andere Voraussetzungen mit, was die räumlichen Gegebenheiten, Anzahl der Mitarbeitenden und ihre Qualifikationen angeht.
Wichtig ist, dass man realisiert: Man muss nicht sofort alles perfekt hinbekommen. Nachhaltigkeit entsteht im Kleinen und darf langsam, aber stetig wachsen.
Dabei sollte man immer authentisch und transparent bleiben, es nicht einzig und allein für wirtschaftliche Belange einsetzen, um sich so ganz klar vom sogenannten „Greenwashing“ abzugrenzen. pi
Birgit Schlee
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