Von wirksamer Kariesprävention und „Fake News“

„Good news, bad news und fake news“ adressierte Prof. Dr. Elmar Hellwig (Freiburg) in seinem Vortrag an die rund 180 Teilnehmer des diesjährigen CP GABA Symposiums Mitte September in Köln.

Von wirksamer Kariesprävention und „Fake News“

Unter dem Motto „Zahnmedizin – mehr als ein gesundes Lächeln“ widmeten sich Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zukunftsweisenden Themen von A wie Angstpatient bis Z wie Zahnpasta. Im Fokus standen unter anderem die neuesten Erkenntnisse zur Prävention und Behandlung der Karies.

„good news“: Die Wirksamkeit von Fluorid

Die wichtigste „good news“ ist, so Prof. Hellwig, dass es zahlreiche erfolgreiche Maßnahmen zur Kariesprävention gibt – allen voran die Versorgung mit Fluoriden. Jüngst konnte eine Auswertung von 96 zwischen 1955 und 2014 durchgeführten klinischen Studien erneut eine hohe Evidenz für die Wirksamkeit von fluoridhaltiger Zahnpasta belegen. Hinzu kommt: Je höher die Fluoridkonzentration, desto höher die kariespräventive Wirkung. Bei Menschen mit hohem Kariesrisiko sowie beispielsweise bei Senioren, die bereits unter Wurzelkaries leiden, kann daher eine Zahnpasta mit hoher Fluoridkonzentration wie Duraphat® Fluorid 5 mg/g Zahnpasta eine signifikante Reduktion bzw. einen Stillstand der Karies bewirken.

„bad news“: Weniger zuckerhaltige Ernährung

Zu den großen „bad news“ der Kariesprävention gehört der weltweite Zuckerkonsum. Während die Weltgesundheitsorganisation WHO täglich maximal 50 bis 60 g empfiehlt, nehmen wir tatsächlich im Schnitt bis zu 100 g auf. Besonders problematisch: Kinder haben einer Berechnung von Foodwatch zufolge bereits am 12. August eines Jahres die empfohlene Zuckermenge für das komplette Jahr konsumiert. Die Menge der Zuckeraufnahme ist jedoch signifikant mit dem DMFT-Wert assoziiert. Notwendig im Sinne der Kariesprävention wäre daher unbedingt eine weniger zuckerhaltige Ernährung.

„fake news“: Zweifelhafte Wirkversprechen

Auch die Zahnmedizin ist nicht frei von „fake news“, wie Hellwig in seinem Vortrag eindrücklich belegte. Mit unvollständigen Zitaten aus Studien, Täuschungsmanövern oder Suggestion präsentieren manche Anbieter ihre Produkte mit zweifelhaften Wirkversprechen, so der Kariologe aus Freiburg. Sein abschließender Appell lautete daher: „Lesen Sie immer die komplette Studie und glauben Sie niemandem, der oder die zum Produkt nicht mindestens zwei wissenschaftliche Studien aus einem renommierten Journal präsentieren kann.“

Initialkaries vorbeugen und kontrollieren

Bis zu einem knappen Drittel der Zwölfjährigen sind von so genannten „White Spot Läsionen“ (WSL), das heißt initialen kariösen Läsionen, betroffen. Während einer kieferorthopädischen Behandlungsphase kommt es in bis zu 45,8 % der Fälle zu neuen Läsionen. Unter anderem die schnelle Zunahme der bakteriellen Plaque an Brackets führt dazu, dass KFO-Behandlungen mit festsitzenden Apparaturen als „public health threat“ (Bedrohung der öffentlichen Gesundheit) wahrgenommen werden können. Auch kariogene Nahrung, mangelnde Fluoridgabe oder schlechte Mundhygiene begünstigen die Entstehung initialer Läsionen. Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni (Marburg) widmete sich in ihrem Vortrag daher der Prävention und Kontrolle der WSL bei Kindern und Jugendlichen.

Die Basisprophylaxe besteht auch hier aus zweimal täglichem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta und ggf. der Nutzung zusätzlicher Hilfsmittel wie Zahnseide und Interdentalbürsten. Zur Schmelzhärtung und Remineralisation kommen je nach Alter und individuellem Profil der Patienten weitere Spezialprodukte zum Einsatz. Fluoridhaltige Mundspüllösungen oder Gele (z. B. elmex® gelée) können initiale kariöse Läsionen verringern bzw. inaktivieren. Die Anwendung eines Fluoridlacks (z. B. Duraphat® Dentalsuspension) alle sechs Wochen reduziert WSL um bis zu 70 %. Für Patienten ab 16 Jahren mit erhöhtem Kariesrisiko – etwa wegen festsitzender Brackets – kann Duraphat®Fluorid 5 mg/g Zahnpasta empfohlen werden.

Die Mitarbeit der Patienten ist in der zahnmedizinischen Prävention generell ein wesentlicher Erfolgsfaktor, erfordert aber gerade bei Kindern und Jugendlichen besondere Anstrengungen. Vielversprechend könnte hier zum Beispiel eine Smart phone-App sein, mit der KFO-Patienten Selfies zu ihrer Mundhygiene austauschen und damit eine Art digitale Erinnerung erhalten und sich gegenseitig motivieren.

Weitere Höhepunkte des Symposiums

Als ein angenehmes und entspannendes Thema kündigte Prof. Dr. Adrian Lussi (Universität Bern) seinen Vortrag „Der Zahn zwischen Krankheit und Schönheit“ an und zeigte mit unglaublich beeindruckenden Aufnahmen die Veränderungen der ästhetisch schönen Zahnhartsubstanz zu Krankheitsbildern wie Verfärbungen des Zahnschmelzes durch Tetrazyklin oder durch Veränderungen der Zahnschmelzgrenze bei einer Amelogenesis imperfecta auf.

Während Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen (Bonn) zu den Gemeinsamkeiten von Parodontitis und Karies referierte, präsentierte Assoz.-Prof. PD Dr. Ines Kapferer-Seebacher (Innsbruck) verschiedene Behandlungsansätze bei Rezessionen des Zahnfleisches.

Übrigens: Im Dental Online College hat CP GABA die Videoaufzeichnungen dieser Vorträge inklusive der Präsentationsfolien unter http://bit.ly/cpgaba2019 zur Verfügung gestellt.

Praktische Tipps und kollegiales Netzwerken

Beim „Meet & Talk“ erhielten die Teilnehmenden des Symposiums darüber hinaus praktische Tipps und Tricks aus Experten- Hand und konnten sich im interaktiven Workshop-Format auch gleich untereinander über so spannende und hochaktuelle Themen wie die motivierende Gesprächsführung, den Umgang mit Angstpatienten oder die Rolle der Zahnpasta für das häusliche Biofilmmanagement austauschen.