Gewinner Präeventionspreis 2022

Präventionspreis 2022: Konzepte zur Versorgung von Parodontalerkrankungen ausgezeichnet

Auf einer virtuellen Preisverleihung haben die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP GABA den Präventionspreis 2022 zum Thema „Parodontalerkrankungen – weit verbreitet, unterschätzt und neu geregelte Behandlung“ verliehen.

Präventionspreis 2022

Welche Ansätze für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahn- und Allgemeinmedizin gibt es? Welche modernen Praxiskonzepte und -modelle ermöglicht die neue PAR-Richtlinie? Welche praxisbezogenen Ansätze für die Aufklärung über parodontologische Erkrankungen, hier insbesondere zu den Wechselwirkungen mit der Allgemeingesundheit, gibt es? Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt der Ausschreibung zum Präventionspreis 2022, der nun von der „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ (Abb. 1) beziehungsweise deren Trägern, Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP GABA, vergeben wurde.

„Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“
Abb. 1: „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“

Preis mit 5000 Euro dotiert

Es wurden Konzepte und Projekte in Bezug auf Vorsorge, Behandlung oder Nachsorge gesucht, die gute Ansätze für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnmediziner*innen uunter anderem mit Diabetolog:innen, Diabetesassistent:innen, Allgemeinmediziner:innen, Kardiolog:innen, Rheumatolog:innen, Gynäkolog:innen und Hebammen aufzeigen. Die Preise waren insgesamt mit 5.000 Euro dotiert.

Erster Preis – Patient:innen motivieren

Den ersten Preis erhielten PD Dr. Gerhard Schmalz und Prof. Dr. Dirk Ziebolz (Abb. 2) von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Leipzig. Mit ihrer Bewerbung mit dem Titel „Aus Aufklärung wird Coaching – Einsatz einer visuellen Metapher zur Selbstreflexion, Motivation und Kommunikation in der Parodontalbehandlung“ überzeugten die Wissenschaftler die Jury. Sie erläuterten die Idee, die visuelle Metapher PRISM (Pictorial Representation of Illness and Self-Measure) zur Kommunikation zwischen Ärzt:innen und Parodontitispatient*innen sowie zur Aufklärung und Motivation Letzterer einzusetzen. Die PRISM-Methode stammt aus dem Bereich der Psychosomatik und wurde von Prof. Dr. Stefan Büchi und Prof. Dr. Tom Sensky mit dem primären Ziel entwickelt, Leiden zu quantifizieren und zu visualisieren.

zwei Männer mit Strauss und Urkunde
Abb. 2: Präventionspreis 2022, 1. Preis (v.l.n.r.): PD Dr. Gerhard Schmalz und Prof. Dr. Dirk Ziebolz, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Leipzig, Bildrechte: Privat

 

Laut Dr. Schmalz und Prof. Ziebolz versetze PRISM sowohl Behandler:innen als auch Patient:innen in eine Beobachterrolle. Dies stärke wiederum deren Beziehung. So ließen sich gemeinsame Ziele definieren und es werde ein positives Betreuungsverhältnis gefördert. In der Parodontalbehandlung könne PRISM an verschiedenen Stellen der Behandlungsstrecke eingesetzt werden. Schmalz und Ziebolz haben bereits verschiedene Studien zu PRISM initiiert. So wurde PRISM beispielsweise zur Mundgesundheitsaufklärung bei Patient:innen vor Implantation eines künstlichen Gelenkes (Endoprothese) eingesetzt. Die Studie ergab, dass die Wahrnehmung der Bedeutung der Mundgesundheit durch ein PRISM-basiertes Gespräch signifikant gestärkt werden konnte (1). Zudem befinden sich weitere Studien in der Phase der Datenerhebung. Zum Beispiel wird PRISM in einem Kooperationsprojekt mit der Klinik für Psychiatrie des Universitätsklinikums Leipzig eingesetzt, um die parodontale Situation und Mundhygiene bei Patient:innen mit affektiven Störungen zu verbessern.

Zweiter Preis – Interdisziplinär und individuell

Der zweite Preis ging an Dr. Sabrina-Nathalie Reitz (Abb. 3), Zahnärztin aus Mainz, die ein Konzept für eine Online-Plattform sowie für ein Untersuchungsheft „mit zielgerichtetem individuellen Patientenmanagement unter dem Aspekt der interdisziplinären Zusammenarbeit“ entwickelte. Die Online-Plattform würde sich an Patient:innen und Ärzt:innen richten und sollte Informationen zur Parodontitis und deren Risikofaktoren enthalten. Dies diene laut Reitz einer erweiterten Form der Aufklärung. Patient:innen würden in leicht verständlicher Sprache das Therapiekonzept im Rahmen der neuen PAR-Richtlinie nochmals erklärt und somit erhielten diese einen Einblick in die allgemeine Therapieplanung und deren Ablauf.

Frau mit Blumen
Abb.3.: Präventionspreis 2022, 2. Preis: Dr. Sabrina-Nathalie Reitz, Zahnärztin, Mainz, Bildrechte: Privat

 

Des Weiteren reichte Reitz Ideen für ein Untersuchungsheft für den parodontalen und allgemeinärztlichen Bereich ein. Dieses Untersuchungsheft wäre ein klar strukturiertes interdisziplinäres „Behandlungsbuch“. Laut Reitz‘ Konzept könnten in diesem zum Beispiel Maßnahmen zur Tumorvorsorge, kardiovaskuläre Untersuchungen, Blutzuckerwerte und allgemeinärztliche Vorsorgemaßnahmen erfasst werden. Patient:innen könnten das Heft zu den jeweiligen Ärzt:innen mitnehmen und Zahnärzt:innen könnten sich mit dessen Hilfe darüber informieren, welche ärztlichen Behandlungen die Patient:innen erhalten. Das Heft könne auch per QR-Code auf die Online-Plattform verweisen.

Das Schwerpunktthema

Parodontalerkrankungen zählen zu den Volkskrankheiten. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland ist an einer Parodontitis erkrankt. Eine Parodontitis kann starke Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit haben, denn die Krankheitsfolgen dieser chronischen Entzündung reichen durch Wechselwirkungen mit Krankheiten wie Diabetes mellitus, Rheuma, chronische Atemwegserkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall weit über den Mund hinaus.

Literaturverzeichnis:

1. Schmalz G, Schmidt L, Haak R, Büchi S, Goralski S, Roth A, Ziebolz D. PRISM (Pictorial Representation of Illness and Self-Measure) as visual tool to support oral health education prior to endoprosthetic joint replacement – a novel approach in dentistry. J Clin Med. 202211(9):2508. doi: 10.3390/jcm11092508.