Kariesrisiko bei einer KFO-Behandlung senken

Erhöhtes Kariesrisiko kann während einer KFO-Behandlung vermieden werden.

Durch eine erhöhte Applikation topischer Fluoride ließ sich laut einer randomisierten, kontrollierten Studie das Kariesrisiko bei Trägern von festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen deutlich senken (1). Den Ergebnissen zufolge eignen sich dafür sowohl Mundspüllösungen als auch Zahnpasten mit erhöhtem Fluoridgehalt.

Hohes Kariesrisiko bei Personen mit festsitzenden KFO-Geräten

Während einer KFO-Behandlung mit festsitzenden Apparaturen ist eine intensive Mundhygiene besonders wichtig, weil leicht Karies entsteht, denn die Apparaturen halten Speisereste zurück und erschweren die Mundhygiene. Plaque sammelt sich vor allem am Zahnfleischrand und in der Nähe der kieferorthopädischen Bänder, Brackets und Attachments an. Neben bakteriellen Plaques tragen veränderte Essgewohnheiten und weitere Faktoren zu einem erhöhten Kariesrisiko bei. Abhilfe schaffen Fluoride, die zur Remineralisierung beitragen und zusätzlich den Metabolismus und die Säurebildung der Bakterien in der Mundflora beeinflussen.

Studie mit drei Gruppen

Trotz der weit verbreiteten Anwendung von fluoridhaltigen Produkten zur Kariesprophylaxe gibt es bisher kaum große Studien, die die Effekte von Mundspüllösungen und Zahnpasten mit hohem Fluoridgehalt auf Plaque, kariogene Bakterien und das Kariesrisiko bei Personen in KFO-Behandlung untersucht haben. Mit der Studie wollten die Autoren deshalb klären, wie verschiedene Fluorid-Therapien das Kariesrisiko beeinflussen können. 270 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 20 Jahren wurden per Los einer der drei nachfolgend aufgeführten Gruppen zugeordnet:

  • einer Kontrollgruppe, in der zweimal täglich mit Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1.450 ppm geputzt wurde,
  • einer Gruppe, die zusätzlich zweimal täglich eine Mundspüllösung (0,2 % Natriumfluorid) frühestens eine Stunde nach dem Zähneputzen verwendete,
  • einer Gruppe, in der zweimal täglich mit Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 5.000 ppm geputzt wurde.

Die Probanden erhielten die erforderlichen Produkte ohne Informationen über deren Fluoridgehalt. Vor Beginn der Behandlung und ein Jahr danach wurden Plaque-Index, kariogene Bakterien und der Kariesstatus bestimmt, wobei der Untersucher nicht wusste, zu welcher Gruppe die Probanden gehörten. Zusätzlich wurden in Befragungen Ernährungsund Mundpflegegewohnheiten erfasst. Diese Daten wurden in einem Kariogramm (2) zusammengefasst, das das individuelle Kariesrisiko beschrieb.

Mehr Fluorid verhindert einen Anstieg des Kariesrisikos

Von 255 Teilnehmern konnten Daten ausgewertet werden. Zu Beginn der Studie waren 64 % von ihnen kariesfrei und der durchschnittliche Kariesindex (DFT) betrug 0,89 ± 1,5. Etwa 95 % hatten die Pflegevorgaben eingehalten. In der Kontrollgruppe veränderten sich die Ernährungsgewohnheiten und der Plaqueindex nicht, das Kariesrisiko war nach einem Jahr jedoch angestiegen (p < 0,0001), während es in den anderen beiden Gruppen unverändert blieb und sich von dem der Kontrollgruppe statistisch signifikant unterschied (p < 0,05). Die kieferorthopädische Behandlung führte in allen drei Gruppen binnen eines Jahres zu einem vermehrten Auftreten kariogener Bakterien (Streptococcus mutans und Laktobazillen), wobei in der Gruppe, die die Mundspüllösung verwendet hatte, tendenziell weniger Laktobazillen beobachtet wurden (p = 0,093). Keines der Fluoridprodukte führte zu Allergien oder anderen Nebenwirkungen.

Fazit

Die zusätzliche Fluoridbehandlung hatte einen positiven Effekt, denn das Kariesrisiko war während der KFO-Behandlung im Gegensatz zur Kontrollgruppe – trotz ebenfalls größerer Zahlen an kariogenen Bakterien – nicht angestiegen. Klare Unterschiede zwischen der Verwendung einer Mundspüllösung und einer Zahnpasta mit erhöhtem Fluoridgehalt waren nicht zu beobachten.

Die Autoren schlussfolgern, dass ein erhöhtes Kariesrisiko während einer KFO-Behandlung vermieden werden kann und empfehlen, täglich zweimal Zahnpasta mit hohem Fluoridgehalt (5.000 ppm Fluorid) oder eine Mundspülung (0,2 % NaF) in Kombination mit gewöhnlicher Zahnpasta zu verwenden.

Quelle: IME

Literaturnachweise:

1. Enerbäck H(a), Möller M(b), Nylén C(b), Ödman Bresin C(b), Östman Ros I(b), Westerlund A(a). Effects of orthodontic treatment and different fluoride regimens on numbers of cariogenic bacteria and caries risk: a randomized controlled trial. Eur J Orthod. 2019;41(1):59-66. doi: 10.1093/ejo/cjy025

  • (a)Department of Orthodontics, Institute of Odontology, Sahlgrenska Academy at University of Gothenburg, Gothenburg, Sweden;
  • (b)Department of Orthodontics, Specialist Clinic for Orthodontics, Public Dental Service, Mölndal Hospital, Mölndal, Sweden;

2. Bratthall D, Hänsel Petersson G. Cariogram a multifactorial risk assessment model for a multifactorial disease. Community Dent Oral Epidemiol. 2005;33(4):256-64. DOI: 10.1111/j.1600- 0528.2005.00233.x