Teil II: Pulver ist nicht gleich Pulver

In der Prophylaxe stehen wir oft vor Zielkonflikten: Unsere Wunschvorstellung ist, dass wir alle Bereiche der Mundhöhle gut erreichen, eine gute Sicht haben und die Patient:innen komfortabel lagern.

 

Perfekt saubere Zahnflächen

Da es immer mein Ziel ist, so minimalinvasiv wie möglich zu arbeiten, verwende ich das Piezon no pain PS-Instrument anschließend nur lokal. Durch die vorherige Biofilmentfernung kann ich den darunterliegenden Zahnstein besser erkennen und gezielter entfernen. Bei einigen Patient:innen ist sogar ein alleiniges Air-Flowing mit dem Plus-Pulver ausreichend. Nach der Entfernung von Biofilm, Verfärbungen und Zahnstein sind die Zahnoberflächen perfekt sauber, sodass keine abtragende Politur benötigt wird und die Struktur der Zahnsubstanz erhalten bleibt.

 

Qualitätskontrolle und Abschlussuntersuchung

Ein nicht zu vernachlässigender Punkt sind die abschließende Qualitätskontrolle sowie Abschlussuntersuchung, in der das Kariesund Parodontitisrisiko die Grundlage für die Recall-Terminierung bietet. Durch einen regelmäßigen Recall haben wir die Möglichkeit, unsere Patient:innen langfristig stabil und gesund zu halten, was den Begriff Prophylaxe definiert (Abb. 3.1 und 3.2).

Aufgrund meiner Begeisterung für die Guided Biofilm Therapy bin ich mittlerweile selbst mit Herz und Seele GBT-Trainerin der Swiss Dental Academy (SDA). Nicht selten bemerke ich in meinen Praxistrainings eine gewisse Skepsis bei den Teilnehmer:innen, die sich vor allem auf die sulkuläre Airflow-Max-Anwendung bezieht. Dies liegt jedoch meistens an der Unkenntnis der Weiterentwicklung der Airflow-Pulver. Die Zweifel legen sich sofort, sobald der Unterschied und die Entwicklung der Pulver deutlich gemacht werden. Beim Plus-Pulver, welches sich für den gingivalen und subgingivalen Bereich eignet, handelt es sich nicht um die von früher bekannten, stark abrasiven Pulver, sondern um ein niedrigabrasives Erythritol-basiertes Pulver, welches auf allen Oberflächen der Mundhöhle sicher angewendet werden kann.

 

Abb. 3.1: Extrinsische Verfärbungen, die die kariösen Läsionen verdecken © Dr. W. Gutwerk
Abb. 3.1: Extrinsische Verfärbungen, die die kariösen Läsionen verdecken © Dr. W. Gutwerk

 

Abb. 3.2: Sichtbarkeit der kariösen Läsionen an 21 distal und 22 mesial nach der GBT © Dr. W. Gutwerk
Abb. 3.2: Sichtbarkeit der kariösen Läsionen an 21 distal und 22 mesial nach der GBT © Dr. W. Gutwerk

 

Das Wichtigste: zufriedene Patient:innen

Ich bin heilfroh, dass ein solcher Wandel in der Prophylaxe stattgefunden hat und wir unsere Patient:innen durch die Entwicklung des Plus-Pulvers zeitgemäß behandeln können, was für mich bedeutet,

minimalinvasiv und maximal präventiv zu arbeiten und so das Beste für unsere Patient:innen herauszuholen. Ich kann mir das Plus-Pulver aus der Prophylaxe und vor allem aus der parodontalen Erhaltungstherapie nicht mehr wegdenken. Es macht mich immer wieder aufs Neue glücklich zu sehen, dass es vielen Prophylaxefachkräften nach einem GBT-Praxistraining genauso geht. Aber das Wichtigste ist, dass meine Patient:innen zufrieden sind und mir immer wieder ein tolles Feedback geben. pi

Veronika Martens
B. Sc. Dentalhygienikerin GBT-Trainer der Swiss Dental Academy Am Stellberg 15
14641 Wustermark
Tel.: 0162/91 27 241
E-Mail: vokamartens@yahoo.de


Erythritol

Erythritol/Erythrit ist ein weißes kristallines Pulver mit angenehm süßem Geschmack (60 – 70 % Süßkraft von Zucker). Chemisch gesehen gehört es zu den Zuckeralkoholen (Polyolen). Erythritol kommt in geringen Mengen in der Natur vor, z. B. in Honig, Weintrauben, Melonen, Pilzen usw. Hergestellt wird Erythritol heute durch mikrobiologische Umwandlung (Fermentation) natürlicher Zucker. Aufgrund seines süßen Geschmacks wird Erythritol als Zuckeraustauschstoff verwendet. Im Körper wird Erythritol vollkommen aufgenommen (> 90 % im Dünndarm), nicht metabolisiert und unverändert über den Urin wieder ausgeschieden; kleine Mengen finden sich im Stuhl. Erythritol besitzt für den menschlichen Körper nahezu keine Kalorien, nur ca. 0,2 kcal/g, dies entspricht 5 % des kalorischen Wertes von Zucker und hat somit auch einen glykämischen Faktor von 0. Erythritol ist für Diabetiker geeignet, da es das Glukoseplasma und den Insulinspiegel nicht anhebt.

Orale Bakterien können Erythritol nicht metabolisieren, d. h., es ist nicht kariogen, sondern zahnfreundlich und vom Food Chemical Codex (FCC) for European Food Additives zugelassen. Es ist ebenfalls uneingeschränkt zugelassen in den USA, Japan, Kanada, Australien, Neuseeland, Russland und vielen Ländern im asiatischen Raum.

CAS Nr.: 149 – 32 – 6; chemische Formel: C4H10O4; Dichte:1,45 g/ ml; Löslichkeit: 100 g/l; pH-Wert neutral, Partikelgröße: 14 µm

Einsatzgebiet: Erythritol ist als Universal-Pulver sowohl zur supragingivalen Verfärbungs- und Biofilm-Entfernung wie auch zum subgingivalen Biofilmmanagement geeignet.

Teil I dieses Artikels finden Sie hier.