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MIH: viele Antworten – aber viele Fragen bleiben offen

Eine neu gebildete globale Allianz hat sich dem noch intensiveren Kampf gegen MIH (Molaren Inzisiven Hypomineralisation) verschrieben. Und sie will sich dieser Aufgabe künftig noch intensiver widmen.

„Wir können festhalten: es gab viele Antworten aber viele Fragen bleiben offen“, fasste Prof. Dr. Norbert Krämer (Uni Gießen) als einer der vier Initiatoren und Leiter von AMIT (Alliance of Molar Incisor Hypomineralization [MIH] Investigation and Treatment) (Abb. 1) die Ergebnisse dieses internationalen viertägigen Kongresses zusammen.
Der „MIH-Kongress“ fand Anfang Dezember 2022 in München statt. Über 400 Teilnehmer:innen aus 49 Ländern befassten sich intensiv mit diesem für die Kinderzahnheilkunde wichtigen Thema. Ein klares Ergebnis der Veranstaltung: Es braucht weltweit dringend mehr Forschungsprojekte zur Hypomineralisation. Dazu zählt auch HSPM, die Hypomineralisation der zweiten bleibenden Molaren. Nach den Kriterien der EAPD (European Academy of Paediatric Dentistry) schwankt die Prävalenz der Hypomineralisation in verschiedenen Studien aus den Jahren 2014 bis 2022 je nach Region zwischen acht und 40 Prozent!

MIH
Abb.1: Organisatoren der Veranstaltung von links nach rechts: Prof. Dr. N. Krämer, Gail Tito (Kongressveranstalter GTGL Global Events), Lior Gelfand (Kongressveranstalter ORTRA), Prof. Elias Berdouses. Foto: Gaballah/Uni Gießen

Curriculum soll erarbeitet werden

Der zweite Kongressleiter, Prof. Monty Duggal (Singapur und Katar), kündigte an, zeitnah eine internationale Task Force aus den Kongress-Teilnehmenden zu bilden, um ein Curriculum zum Thema Hypomineralisation zu schaffen, das überall in der dentalen Fortbildung genutzt werden kann: „Wir möchten uns gemeinsam mit allen Teilnehmenden engagieren und wir denken, es wird wieder einen solchen Kongress geben, vielleicht in zwei Jahren“, sagte er.

Mit Elterngruppen Druck auf die Politik ausüben

Außerdem solle auf Rat der französischen Delegation versucht werden, künftig Elterngruppen Betroffener zu bilden, um den politischen Druck für die Finanzierung dringend benötigter Forschung zum Thema herzustellen. „Dieses Geld bekommen wir nur, wenn wir Druck auf die Politik ausüben, damit die erkennt, welche Aufgaben wir haben und das Geld dafür erhalten, diese Forschung auch durchzuführen“, erläuterte er.

Educational Day mit Zertifikat

Der Kongress bot über vier Tage ein äußerst abwechslungsreiches und vielfältiges Programm. Der erste Tag war als „Educational Day“ angelegt, ein Schulungsprogramm, an dessen Ende eine Prüfung stand, für deren Bestehen ein entsprechendes Zertifikat vergeben wurde. Im Hauptprogramm an den folgenden drei Tagen ging es um Aspekte zur MIH-Klassifikation (an der sich nichts geändert hat), um die nach wie vor großen Rätsel der Ätiologie dieser Krankheit, die Remineralisation und Behandlungsoptionen mit kurz- und langfristiger Perspektive. Prof. Krämer in seinem Fazit: „Eine Vielfalt an Fragen und Fällen wurden gezeigt. Ich denke, hier hat jeder auch Impressionen und Anregungen mitnehmen können, wie diese Fälle behandelt werden, die sofort in der Praxis umsetzbar sind.“

Weniger Interesse aus Deutschland als erwartet

Aus Deutschland gab es namhafte Unterstützung im Kongresskomitee, aber mit unter 100 Teilnehmenden offensichtlich deutlich weniger Interesse als ursprünglich erwartet. Neben Prof. Roland Frankenberger als Chairman saßen dabei fünf weitere deutschsprachige Wissenschaftler:innen im lokalen AMIT-Board: Prof. Reinhard Hickel, Prof. Gottfried Schmalz, Prof. Falk Schwendicke, Prof. Annette Wiegand und Prof. Diana Wolff. Aus Österreich waren Dr. Bettina Bauer und Dr. Nicola Meissner mit dabei.

Titelbild: DGZMK