Zahnärztliche Existenzgründungen 2022: Kaufpreise steigen deutlich

Die Einzelpraxis bleibt ein Standard, doch Kooperationen werden beliebter,

Nachdem die Übernahmepreise für zahnärztliche Praxen in den Vorjahren nur moderat gestiegen sind, gibt es 2022 einen deutlichen Sprung nach oben. Gleichzeitig gehen die Unterschiede im Gründungsverhalten zwischen Frauen und Männern zurück.

Das zeigt die aktuelle Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank), die auf die zahnärztlichen Existenzgründungen im Jahr 2022 blickt.

236.000 Euro zahlten die Existenzgründer durchschnittlich für die Niederlassung in einer Einzelpraxis – das waren 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Weitere Investitionen und Betriebsmittel eingerechnet belief sich die Gesamtsumme auf 446.000 Euro (16 Prozent mehr gegenüber 2021).

Insgesamt ist die Spanne der Praxisinvestitionen bei den Gründungen von Einzelpraxen durch Übernahme sehr hoch. Dabei fällt auf, dass hier der Anteil der Praxen im oberen Kaufpreissegment in den letzten Jahren zugenommen hat.

Mittlerweile investiert jeder dritte Übernehmer inklusive des Kaufpreises mehr als eine halbe Million Euro.

Vor allem bei Neugründungen von Einzelpraxen deutlich gestiegene Investitionen

Besonders kostenintensiv wird es immer, wenn eine Einzelpraxis von Null aufgebaut werden soll. Das passiert allerdings eher selten, denn nur sechs Prozent der Gründenden wählten 2022 diesen Weg in die Selbstständigkeit.

Die durchschnittlichen Investitionen sind hier noch mal deutlich gestiegen: 2022 investierten Zahnärztinnen und -ärzte, die eine Einzelpraxis komplett neu gegründet haben, im Schnitt 755.000 Euro.

„Durch die vollständige Neuplanung gestaltet die nachrückende Gründergeneration ihre neue Praxis ganz nach ihren eigenen Wünschen und Visionen“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt & Beteiligungen.

„Hier zeigt sich ein immer stärkerer Fokus auf spezialisierte und durchdigitalisierte Praxen mit innovativer Ausstattung sowie großzügigen Praxisräumlichkeiten ‒ auch zur optionalen Anstellung zukünftiger Zahnärzte und Zahnärztinnen.

Zusätzlich spiegelt sich in den gestiegenen Praxisinvestitionen auch die seit 2021 deutlich gestiegene Inflation wider.“

 

Einstieg in eine Berufsausübungsgemeinschaft erfordert die geringsten Investitionen

Den mit Abstand kleinsten Investitionsaufwand haben zahnärztliche Existenzgründer, wenn sie als Gesellschafter in eine vorhandene Praxis einsteigen.

Auch wenn der Kaufpreis 2022 mit im Schnitt 276.000 Euro sogar höher ausfiel als bei der Einzelpraxis, führen die geringeren zusätzlichen Investitionen und Betriebsmittel lediglich zu einer Gesamtsumme von 351.000 Euro.

Für diese vergleichsweise günstige Option entschieden sich 14 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte.

Einzelpraxis bleibt Standard, doch Kooperationen werden beliebter

Insgesamt ist die Einzelpraxis für die zahnärztlichen Existenzgründer seit Jahren der präferierte Einstieg in die Selbstständigkeit: 2022 wählten 68 Prozent diese Niederlassungsform. Aber auch gemeinschaftliche Strukturen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Während 2018 nur jeder vierte Existenzgründer eine Kooperation wählte, war es 2022 bereits jeder dritte. „Bei dem Start in die Selbstständigkeit sehen wir häufig auch alters- und geschlechtsspezifische Präferenzen“, sagt Zehnich.

„So werden Kooperationen tendenziell eher von Männern sowie von jüngeren Existenzgründerinnen und Existenzgründern bevorzugt.“

Unterschiede zwischen Frauen und Männern werden kleiner

Eine Auswertung nach Geschlecht zeigt, dass sich die bisher teils deutlichen Unterschiede im Gründerverhalten zwischen Zahnärztinnen und Zahnärzten verringern. So ist der bislang existierende Gap bei den Praxisinvestitionen im letzten Jahr deutlich kleiner geworden.

Männer gaben mit im Schnitt 455.000 Euro nur noch rund vier Prozent mehr für die Niederlassung aus als Frauen (439.000 Euro). 2021 lag der Abstand noch bei knapp 17 Prozent.
Auch das Alter bei der Niederlassung weicht nicht mehr so stark voneinander ab:

Während sich Frauen bislang im Durchschnitt zwei Jahre später niederließen als ihre männlichen Kollegen, war es 2022 mit 36,9 Jahren bei Frauen und 36,4 Jahren bei Männern fast identisch.

„Ein Unterschied bleibt aber nach wie vor“, resümiert Zehnich. „Zahnärzte entscheiden sich immer noch häufiger für eine Niederlassung als ihre Kolleginnen.

Denn obwohl der Anteil der Zahnärztinnen unter den Existenzgründenden bei 53 Prozent liegt und tendenziell auch steigt, ist er im Vergleich mit dem hohen Frauenanteil unter der angestellten Zahnärzteschaft (64 Prozent) letztlich deutlich unterproportional.“

Methode

Der Analyse 2022 liegt eine Stichprobe von rund 480 durch die apoBank begleiteten und auswertbaren zahnärztlichen Existenzgründungen zugrunde. Die Daten wurden anonymisiert von der apoBank ausgewertet.

Quelle: apoBank